Nach Zyklon «Idai»

Hunderttausende auf humanitäre Hilfe angewiesen

Foto: epa/Aaron Ufumeli
Foto: epa/Aaron Ufumeli

BEIRA (dpa) - Ein Gebiet größer als das Saarland ist Helfern zufolge in Mosambik unter Wasser. Tausende warten auf Rettung oder sind obdachlos. Das ganze Ausmaß des Zyklons im südlichen Afrika ist noch nicht bekannt - doch die UN warnen, dass Hunderttausende Hilfe brauchen werden.

Nach dem verheerenden tropischen Wirbelsturm «Idai» brauchen in Mosambik, Simbabwe und Malawi Hunderttausende Menschen humanitäre Hilfe. Allein in einem Bezirk in Simbabwe an der Grenze zu Mosambik seien 200.000 Menschen für die nächsten drei Monate auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen, sagte der Sprecher des Welternährungsprogramms (WFP), Herve Verhoosel, am Donnerstag.

In Malawi plane das WFP, in den nächsten zwei Monaten 650.000 Menschen zu erreichen. Und in Mosambik geht demnach die Regierung von 600.000 Betroffenen aus. In der Schneise des Wirbelsturms hätten 1,7 Millionen Menschen gelebt - der Hilfsbedarf sei deshalb womöglich viel größer als bislang angenommen. Das WFP rechnet zunächst mit einem Bedarf von rund 60 Millionen Dollar.

Der Zyklon hat im am schwersten betroffenen Land Mosambik ein Bild der Verwüstung hinterlassen: Häuser wurden weggeschwemmt, Straßen sind nicht passierbar, Brücken eingestürzt. Rund 3.000 Quadratkilometer Land - eine Fläche größer als das Saarland - ständen unter Wasser, sagte Alison Freebairn, eine Sprecherin der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung. Das WFP kann derzeit nach eigenen Angaben rund 100.000 Menschen nicht erreichen.

Zudem harren wegen der Überschwemmungen noch immer Tausende auf Häuserdächern und in Baumkronen aus. 15.000 Menschen seien «gefährdet», die Regierung versuche, sie zu retten, sagte Umweltminister Celso Correia im Rádio Moçambique. Die Regierung habe zusammen mit dem Roten Kreuz und anderen Organisationen am Mittwoch 910 Menschen aus den am schlimmsten betroffenen Gebieten gerettet, 700 davon per Boot, andere per Helikopter, sagte Freebairn.

Der Zyklon der Stärke vier von fünf war in der Nacht zum Freitag mit Windböen von bis zu 160 Kilometern pro Stunde vom Indischen Ozean bei Beira auf Land getroffen. Es folgten Sturmfluten und massive Überschwemmungen. Helfer warnen, es werde womöglich noch schlimmer kommen: Nun bringen die bereits über die Ufer getretenen Flüsse noch die vom Zyklon im Hinterland abgeladenen Wassermassen in die tiefer liegenden Küstengebiete.

Der Katastrophenschutzbehörde zufolge sind bislang mindestens 200 Menschen ums Leben gekommen, die Regierung hatte aber am Montag gewarnt, es könne auch zumindest 1.000 Todesopfer geben. Es habe sich in der Region Buzi nahe der schwer betroffenen Stadt Beira ein 125 Kilometer langer und elf Meter tiefer See gebildet, sagte der Nothilfekoordinator des Welternährungsprogramms (WFP) in Mosambik, Pedro Matos. In dem Gebiet lebten demnach zuvor Hunderttausende Menschen. «Entweder sie konnten fliehen, oder es gibt dort eine sehr hohe Opferzahl.»

In den Katastrophengebieten Mosambiks sind nach Darstellung der Hilfsorganisation SOS-Kinderdorf zudem rund 260.000 Kinder in einer lebensbedrohlichen Situation. «In ihrer Not trinken sie verunreinigtes Wasser», sagte die Geschäftsführerin von SOS-Kinderdorf Österreich, Elisabeth Hauser. Es sei nur eine Frage von Tagen, bis Krankheiten ausbrächen, denn die sanitäre Infrastruktur sei komplett zerstört, so der örtliche Einsatzleiter Simiao Mahumana.

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