Federer noch unsicher über Zukunft und Ziele

Nach Wimbledon-Aus 

Schweizer Roger Federer reagiert während des Viertelfinalspiels der Herren. Foto: epa/Neil Halle
Schweizer Roger Federer reagiert während des Viertelfinalspiels der Herren. Foto: epa/Neil Halle

LONDON: Nicht nur der Gang vom Centre Court tat Roger Federer weh, auch das Ende der Viertelfinal-Niederlage gegen Hubert Hurkacz. Nun soll alles auf den Tisch. Federer spürt längst: Das Alter fordert seinen Tribut. Die Frage ist, ob er für sich noch sportliche Ziele sieht.

Roger Federer war kaum vom Centre Court verschwunden, da tauchte sie wie schon so oft auf: die Frage nach seinem Abschied. Nicht nur aus Wimbledon, sondern von der Tennis-Bühne. Mit der Antwort will sich Federer Zeit lassen, wie er nach dem schmerzlichen Viertelfinal-Aus gegen den Polen Hubert Hurkascz am Mittwochabend erklärte. Einen Rücktritt kann sich der am 8. August 40 Jahre alt werdende Federer wohl noch nicht vorstellen. Das Ziel sei es, zu spielen, betonte der einstige Primus. Doch sich künftig häufiger so demütigen lassen wie im letzten Satz beim 3:6, 6:7 (4:7), 0:6 gegen Hurkacz will sich der Gewinner von 20 Grand-Slam-Titeln auch nicht.

«Das war hart. Die letzten Spiele, wenn Dir klar ist, dass Du nicht mehr zurückkommst. So eine Situation bin ich nicht so gewohnt, besonders nicht hier», räumte der tief enttäuschte Schweizer ein, der seine Rivalen früher selbst so oft demontiert hatte. Ob es noch einmal eine Rückkehr nach Wimbledon geben wird, wusste der achtmalige Champion so kurz nach der Niederlage nicht zu sagen. Natürlich würde er den Rasen-Klassiker gern noch einmal spielen, noch einmal die Ovationen bekommen, die Zuneigung der Fans spüren.

Er werde in aller Ruhe alles gut mit seinem Team analysieren, kündigte Federer an. «Wo soll die Reise hingehen, wie soll sie weitergehen? Nach harten 18 Monaten war ich schon froh, dass ich es ins Viertelfinale geschafft habe», gestand der 2020 zweimal am rechten Knie operierte Federer. Viel langsamer als erhofft sei die Heilung verlaufen. Ursprünglich sei das Ziel gewesen, im vorigen Sommer für Wimbledon fit zu sein - der Rasen-Klassiker fiel dann wegen der Corona-Pandemie aus. Letztlich habe es gerade für dieses Jahr gereicht. «Ich bin sehr glücklich, dass ich Wimbledon spielen konnte», sagte Federer.

Das Alter, es nagt an den einst Besten der Branche wie ihm und der ebenfalls 39-jährigen Serena Williams, die in der ersten Runde verletzt aufgegeben hatte. «Ich habe mich nicht so gut bewegt, wie ich gern würde, vor allem in der Defensive», erklärte Federer. «Es fehlen viele Dinge, die vor zehn, 15, 20 Jahren sehr leicht und ganz normal waren in meinem Spiel. Jetzt muss ich mich daran erinnern, dieses oder jenes zu tun», erklärte er.

Wie es nun weitergeht, hängt vor allem davon ab, ob Federer noch einmal ein Ziel definieren kann, eine Perspektive sieht. Die Wimbledon-Teilnahme war so ein Ziel, ob es eine Reise zu den in gut zwei Wochen beginnenden Olympischen Spielen nach Tokio ist, bleibt fraglich. Er müsse vor allem ein besserer Spieler sein, um auf dem höchsten Niveau konkurrieren zu können, sagte Federer.

Immerhin: Die Niederlage werde in ein paar Tagen verarbeitet sein, dann gehe es ihm wieder gut, versprach Federer und wollte vor allem auch eines: sich ausruhen. Nach großen Turnieren falle unabhängig vom Ergebnis erst einmal eine Last ab, dann folge eine große Erschöpfung. «Ich könnte jetzt ein Nickerchen machen», sagte Federer.

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