KOLKATA: Die Vergewaltigung einer Ärztin, die an ihren Verletzungen starb, hat in Indien eine Welle von Protesten ausgelöst. Im betroffenen Bundesstaat Westbengalen gibt es personelle Konsequenzen.
Mehrere Wochen nach dem gewaltsamen Tod einer Ärztin in Ausbildung in Kolkata ist der Polizeichef der indischen Millionenstadt aus dem Dienst entlassen worden. Die Regierungschefin des Bundesstaats Westbengalen, Mamata Banerjee, ging mit dem Schritt auf eine der Forderungen streikender Ärzte ein, die sich unter anderem für «Gerechtigkeit» für ihre Kollegin einsetzen. Wie die Zeitung «The Times of India» berichtete, wurden auch zwei hochrangige staatliche Gesundheitsbeamte ihres Postens enthoben.
Trotz der Entlassung machte die protestierende Ärztegruppe den Berichten zufolge klar, mit der Regierung noch über wichtige Fragen wie Sicherheit und die «bestehende Bedrohungskultur» diskutieren zu wollen. Diese Fragen seien aus ihrer Sicht nach wie vor ungelöst. Ärztinnen und Ärzte in Indien erleben immer wieder Gewalt am Arbeitsplatz.
Die 31 Jahre alte Ärztin war im August in einem staatlichen Krankenhaus von Kolkata vergewaltigt worden und gestorben. Eine Autopsie habe Spuren sexueller Gewalt ergeben. Die Leiche wurde in einem Seminarraum gefunden, wo die Frau nach einer langen Schicht geschlafen hatte. Die Polizei nahm einen Verdächtigen fest, der als freiwilliger Helfer in dem Krankenhaus tätig gewesen sein soll. Aus Kreisen der Ärzteschaft hieß es, die Obduktion deute auf eine Gruppenvergewaltigung hin. Der Fall der Ärztin hatte in Indien Proteste ausgelöst.