Koptischer Ex-Mönch hingerichtet

Ein orthodoxer ägyptischer Christ verrichtet das Karfreitagsgebet in einer Kirche in Heliopolis in Kairo. Foto: epa/Khaled Elfiqi
Ein orthodoxer ägyptischer Christ verrichtet das Karfreitagsgebet in einer Kirche in Heliopolis in Kairo. Foto: epa/Khaled Elfiqi

KAIRO: Ein koptischer Ex-Mönch ist in Ägypten wegen der Tötung eines Bischofs im Jahr 2018 hingerichtet worden. Sicherheitskräfte exekutierten den ehemaligen Mönch Jesaja, der mit bürgerlichem Namen Wael Tawadros hieß, wie die staatliche Nachrichtenseite Al-Ahram berichtete. Ein Kassationsgericht hatte das Todesurteil vergangenen Sommer bestätigt. Acht Menschenrechtsorganisationen kritisierten den Schritt am Montag in einer gemeinsamen Erklärung scharf.

Bischof Epiphanius war Oberhaupt des Klosters des Heiligen Makarios nordwestlich von Kairo. Er war im Juli 2018 im Alter von 64 Jahren tot in einer Blutlache aufgefunden worden. Die Staatsanwaltschaft erhob Klage gegen Tawadros und einen weiteren Mönch wegen Mordes. Demnach lauerten sie dem Bischof auf seinem Weg von der Residenz in die Kapelle des Klosters auf. Beide wurden ihres Amtes enthoben. Tawadros hatte die Tat Berichten zufolge gestanden und als Motiv «logistische und finanzielle Differenzen» mit dem Bischof genannt.

Der Fall hatte die koptische Kirche in Ägypten schwer erschüttert. Die christliche Kirche verhängte unter anderem einen einjährigen Aufnahmestopp für neue Mönche und untersagte den Mönchen die Nutzung sozialer Medien. Der weitere Ex-Mönch wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.

Die Egyptian Initiative for Personal Rights (EIPR) erhob zusammen mit weiteren Organisationen schwere Vorwürfe gegen die Regierung in Kairo. Tawadros habe dem Gericht versichert, dass sein Geständnis durch Folter, Elektroschocks und Drohungen erzwungen worden sei. Bei einer Befragung habe er 48 Stunden lang keine Toilette nutzen dürfen. Seine Familie und seine Verteidiger seien vorher zudem nicht über das Datum der Hinrichtung informiert worden - eine Praxis, die bei Hinrichtungen in Ägypten laut Menschenrechtlern üblich geworden ist.

In Ägypten leben mehr als 100 Millionen Menschen. Rund zehn Prozent der Bevölkerung sind christlichen Glaubens, die meisten von ihnen sind Kopten.

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