Prozess gegen Flughafenarbeiter in Istanbul

 Archivbild. Foto: epa/Tolga Bozoglu
Archivbild. Foto: epa/Tolga Bozoglu

ISTANBUL (dpa) - Mehr als zwei Monate nach einem Streik gegen die Arbeitsbedingungen auf der Baustelle des neuen Flughafens in Istanbul hat der Prozess gegen 61 Arbeiter und Gewerkschaftler begonnen. Wegen des Andrangs verlegten die Behörden die Anhörung am Mittwoch vom Verhandlungs- in den Essenssaal des Gerichtsgebäudes im Stadtteil Gaziosmanpasa. Dennoch wurden nur ein Angehöriger pro Arbeiter und wenige Journalisten zur Verhandlung zugelassen.

Den Angeklagten werden unter anderem Widerstand gegen die Staatsgewalt, Verstoß gegen das Recht auf Arbeit und Teilnahme an einer Versammlung mit Waffen oder unerlaubten Gegenständen vorgeworfen. 31 von ihnen sitzen in Untersuchungshaft.

Hintergrund ist ein Streik im September gegen die Arbeitsbedingungen auf der Baustelle des neuen Großflughafens im Norden Istanbuls. Die Arbeiter bemängelten unter anderem unmenschliche Unterkünfte, späte Lohnzahlungen und zahlreiche tödliche Unfälle wegen fehlender Sicherheitsvorkehrungen. Nach neuen offiziellen Angaben sind mindestens 52 Baustellen-Arbeiter bei Unfällen ums Leben gekommen.

Vor Verhandlungsbeginn protestierten Unterstützer und Angehörige vor dem Gericht. Sie hielten Schilder mit der Aufschrift: «Freiheit für die Arbeiter des 3. Flughafens» und skandierten Slogans wie: «Arbeiter sind keine Sklaven.»

Necdet Okcan, Anwalt des ebenfalls inhaftierten Vorsitzenden der Baugewerkschaft Dev-Yapi-Is Özgür Karabulut, sagte der Deutschen Presse-Agentur vor Beginn des Prozesses, die Arbeiter hätten lediglich an einem Streik teilgenommen. Er erwarte die Freilassung aller Inhaftierten.

Der neue Istanbul-Flughafen wurde am 29. Oktober sehr eingeschränkt eröffnet. Ende Dezember will die halbstaatliche Fluggesellschaft Turkish Airlines vollständig an den neuen Airport ziehen.

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