Nach Seilbahnunglück: Anhörung im Fall des kleinen Eitan

Anklage in Israel gegen den Ãœberlebenden des italienischen Kabelabsturzes. Foto: epa/Abir Sultan
Anklage in Israel gegen den Ãœberlebenden des italienischen Kabelabsturzes. Foto: epa/Abir Sultan

TEL AVIV: Im mutmaßlichen Entführungsfall um den kleinen Eitan, den einzigen Überlebenden der Seilbahn-Katastrophe vom Lago Maggiore, hat am Familiengericht in Tel Aviv erneut eine Anhörung stattgefunden. In dem Verfahren fordert die Tante väterlicherseits - Aya Biran-Nirko - die Rückkehr des Sechsjährigen mit ihr nach Italien. Nach stundenlangen Beratungen gaben die Anwälte der Tante und auch jene der in Israel lebenden Familie keine Kommentare ab, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete.

Die Großmutter, die zu ihrem Unverständnis nicht in den Gerichtssaal gelassen wurde, beschwerte sich dagegen vor Reportern. «Italien ist verantwortlich für den Tod meines Vaters, meiner Tochter und meines Enkels. Ich kann nicht auch noch Eitan verlieren», sagte sie laut Ansa. «Was ist mir denn noch geblieben, versteht ihr das?».

Der Junge, der bei dem Unfall am Pfingstsonntag beide Eltern, den kleinen Bruder und zwei Urgroßeltern verloren hatte, war Mitte September von seinem Großvater mütterlicherseits heimlich und entgegen einer richterlichen Anordnung nach Israel geflogen worden.

Nun gehe es vor Gericht darum, ob Eitan nach internationalem Recht sofort wieder zurück nach Italien gebracht werden muss. Es sind zwei weitere Anhörungen für Samstagabend und Sonntagmittag angesetzt. Wann eine Entscheidung in dem Fall zu erwarten ist, ist noch unklar.

Eitan wurde Medienberichten zufolge in Israel geboren, zog aber kurz nach der Geburt mit seinen Eltern nach Italien. Er hat demnach sowohl einen israelischen als auch einen italienischen Pass. Die Tante sagt, Pavia in der Lombardei sei die Heimat des Jungen, der im September in Italien hätte eingeschult werden sollen.

Die in Israel lebende Familie seiner Mutter argumentiert laut den Berichten dagegen, die Eltern hätten konkret einen Umzug zurück nach Israel geplant. Sie hätten sich Schulen für den Jungen angeschaut und sich um einen von der Regierung bezuschussten Kauf einer Wohnung bemüht. Der Junge solle in Israel aufwachsen.

Die Staatsanwaltschaft der italienischen Stadt Pavia hatte im September Ermittlungen gegen den Großvater wegen Kindesentführung aufgenommen. Eitans Großmutter und laut den Berichten auch ein weiterer Mann stehen ebenfalls unter Verdacht. Der Mann habe den Großvater und den Jungen in einem gemieteten Auto von Pavia in die Schweiz gefahren, von wo sie nach Tel Aviv flogen, hatte die Tagezeitung «Corriere della Sera» berichtet.

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