GROSNY: Um Russlands größten Online-Händler gibt es einen undurchsichtigen Streit. Aber Politiker mehrerer Völkerschaften im Nordkaukasus haben ihre Hand im Spiel.
Der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow hat drei russischen Politikern aus dem Nordkaukasus mit Blutrache gedroht. In einer Rede vor Offizieren des Sicherheitsapparates in Grosny in der islamisch geprägten Teilrepublik Tschetschenien beschuldigte er die drei, sie hätten einen Mord an ihm in Auftrag gegeben.
Das Video der Rede veröffentlichte Kadyrow auf Telegram. Hintergrund ist ein geschäftlicher Konflikt um Russlands größten Online-Händler Wildberries. Dieser artete im September in Moskau in eine Schießerei aus, bei der zwei Menschen starben.
Kadyrows Drohungen richteten sich gegen zwei Politiker aus der Nachbarrepublik Dagestan: Sulejman Kerimow, Senator im russischen Föderationsrat, und Riswan Kurbanow, Abgeordneter in der Staatsduma in Moskau. Als Dritten nannte der Tschetschenen-Chef den Duma-Abgeordneten Bekchan Barachojew aus der Nachbarrepublik Inguschetien.
Streit um Russlands größten Online-Händler
Um das Online-Kaufhaus Wildberries mit seinem Milliardenumsatz streiten sich die Firmengründerin Tatjana Kim und ihr Noch-Ehemann Wladislaw Bakaltschuk. Dieser versuchte im September, sich gewaltsam Zugang zur Firmenzentrale zu verschaffen. Bei einer Schießerei in Moskau starben zwei Wildberries-Wachleute aus Inguschetien. Kerimow aus Dagestan steht in dem Streit auf der Seite der Firmengründerin, Kadyrow aufseiten des Ehemanns.
In dem Video bedroht Kadyrow die Politiker aus den Nachbarvölkern, fordert aber zugleich, man solle aus dem Vorfall in Moskau keinen ethnischen Streit konstruieren. Er hat die Blutrache in Tschetschenien angeblich abgeschafft, droht sie aber selbst immer wieder seinen Gegnern an. Um die Kontrolle Russlands über das unruhige Tschetschenien zu sichern, hat der Kreml Kadyrow freie Hand zu einer diktatorischen Herrschaft gegeben.