UN und EU rufen zu Dialog auf

​Nach mehreren Toten in Kolumbien  

März in Bogota gegen den Nationalstreik und Gewalt. Foto: epa/Mauricio Duenas Castaneda
März in Bogota gegen den Nationalstreik und Gewalt. Foto: epa/Mauricio Duenas Castaneda

BOGOTÁ/GENF: Nach der jüngsten von Gewalt überschatteten Protestnacht in Kolumbien haben die Europäische Union und die Vereinten Nationen das Nationale Streikkomitee und die kolumbianische Regierung zum Dialog aufgefordert. «Ich rufe dazu auf, alle Formen von Gewalt, einschließlich Vandalismus, zu beenden und die Gespräche zwischen den Parteien fortzusetzen», hieß es am Sonntag in einer Mitteilung der UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet.

Zuvor hatten bereits 17 Botschafter von EU-Ländern in dem südamerikanischen Land, das sich derzeit zudem auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie befindet, Dialog und Verhandlung als einzigen Weg aus der Krise unterstützt.

In der Stadt Cali waren am Freitag und in der Nacht zum Samstag Medien zufolge mindestens sechs Menschen im Zusammenhang mit den Demonstrationen ums Leben gekommen. Bachelet drückte ihre Besorgnis aus, dass laut Berichten seit dem 28. Mai in Cali insgesamt 14 Menschen ums Leben gekommen sind und 98 verletzt wurden, unter ihnen 54 durch Schusswaffen.

Bachelet verwies zudem auf Berichte über Bewaffnete, die - auch in Anwesenheit von Polizisten - angeblich auf Demonstranten und Journalisten geschossen hatten. Unter ihnen war ein Ermittler der Staatsanwaltschaft, der daraufhin von der Menge getötet wurde.

Präsident Iván Duque hatte am Freitagabend den Einsatzbefehl für die Sicherheitskräfte in Cali und dem Department Valle del Cauca, dem Epizentrum der Proteste, erneut verschärft. In der Nacht zum Samstag weitete er die Maßnahme auf sieben weitere Departments aus.

Seit Ende April gab es in verschiedenen Städten des südamerikanischen Landes immer wieder zahlreiche Proteste und auch Ausschreitungen. Zunächst hatten die Demonstranten gegen eine inzwischen zurückgenommene Steuerreform protestiert. Der Widerstand gegen eine - nun ebenfalls verworfene - Gesundheitsreform und der Einsatz für den labilen Friedensprozess waren dann einige der neuen Ziele.

Kolumbien erholt sich derzeit von einem mehr als 50 Jahre langen Bürgerkrieg, in dem 220.000 Menschen starben. 2016 schloss die kolumbianische Regierung Frieden mit der Farc-Guerilla. Die Wirtschaft erlebte einen Aufschwung, der Tourismus boomte - doch der Frieden ist brüchig, die Polizeigewalt ein Rückschlag.

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