Nächste Unwetterlage erwartet

Verschneite Straße in Berchtesgaden, Bayern. Foto: epa/Lukas Barth-tuttas
Verschneite Straße in Berchtesgaden, Bayern. Foto: epa/Lukas Barth-tuttas

MÜNCHEN (dpa) - Aus vielen Orten Deutschlands und Österreichs melden Einsatzkräfte und Meteorologen eine kleine Verschnaufpause in Sachen Wetter. In Österreich starten Erkundungsflüge. Viel Zeit bleibt nicht.

Auf eine kleine Verschnaufpause im Winterchaos folgt die nächste Unwetterlage im Süden Deutschlands. In der Nacht zum Sonntag komme eine sehr komplexe Wetterlage auf Bayern zu, sagte der Leiter der Regionalen Wetterberatung München des Deutschen Wetterdienstes (DWD), Guido Wolz, am Freitag.

Große Tiefausläufer bringen der Prognose zufolge kräftigen Schneefall in den Alpenraum und den Bayerischen Wald. Im Tagesverlauf könne die Schneefallgrenze auf 1.200 Meter steigen, darunter wird es also regnen.

Am Freitag entspannte sich die Lage vielerorts zunächst leicht. Nach Einschätzung von Experten sank die Lawinengefahr in weiten Teilen der bayerischen Alpen sowie in Österreich.

Für Freitag stufte der Lawinenwarndienst Bayern in München die Gefahr nur noch für die Berchtesgadener Alpen als groß (Stufe 4) ein, das ist die zweithöchste von fünf Gefahrenstufen. Für den übrigen Alpenraum gelte erhebliche Gefahr, also Warnstufe 3.

In Österreich galt in den am stärksten vom enormen Schneefall der vergangenen Tage betroffenen Gebiete am Freitag zumeist die zweithöchste Warnstufe 4, wie die Warndienste mitteilten. Am Donnerstag war vielerorts noch die höchste Lawinenwarnstufe 5 in Kraft gewesen.

Im freien Gelände bleibt es dennoch äußerst gefährlich, wie unter anderem das Land Salzburg deutlich machte. «Der Schneedeckenaufbau ist extrem labil, und Lawinen können ganz leicht ausgelöst werden», sagte Michael Butschek vom Lawinenwarndienst Salzburg laut Mitteilung. «Wir raten dringend von Fahrten im freien Gelände ab.»

Trotz der leichten Entspannung mit Blick auf das winterliche Wetter wurden an den deutschen Flughäfen München und Frankfurt jeweils rund hundert Flüge für Freitag gestrichen. Weil es stärker schneien und glatt werden sollte, sei in Frankfurt etwa jede zehnte Flugverbindung annulliert worden, sagte ein Sprecher am Freitagmorgen. Insgesamt seien rund 120 Flüge betroffen.

In München wurden wegen der schwierigen Witterungsverhältnisse für den Freitag rund 90 Flüge gestrichen. Im Moment sei der Himmel zwar blau, weiterer Schneefall sei zunächst nicht in Sicht, «aber die Entscheidung, Flüge zu streichen, liegt in der Hand der jeweiligen Airline», sagte ein Sprecher des Flughafens.

In der Nacht zu Freitag mussten auf der Autobahn 8 im bayerischen Kreis Rosenheim zahlreiche Menschen mehrere Stunden bei starkem Schneefall in ihren Autos und Lastwagen ausharren. Auf dem Streckenabschnitt zwischen Bernau am Chiemsee und Frasdorf in Richtung München war der Verkehr wegen Schneeglätte und querstehender Lastwagen am Donnerstagabend komplett zum Erliegen gekommen.

Erst in den frühen Morgenstunden konnten Pkw und Lkw nach und nach wieder anfahren, wie die Polizei am Freitag mitteilte. Helfer versorgten die Menschen in den Autos unter anderem mit warmen Getränken.

In Österreich wollen die Einsatzkräfte die kurze Erholungsphase für Erkundungsflüge mit Hubschraubern nutzen, um unter anderem kontrollierte Lawinensprengungen vorzubereiten. Dafür stellten nicht zuletzt das österreichische Bundesheer und das Innenministerium in Wien Helikopter zur Verfügung.

Viel Zeit bleibt nicht, wenn schon am Sonntag der nächste Schnee auf die Menschen im Alpenraum zukommt. In Summe könnte in höheren Lagen stellenweise mehr als ein Meter Neuschnee hinzukommen. «Das mag man sich nicht ausmalen, was da noch alles passieren kann», sagte DWD-Experte Wolz.

Vor allem die Schneebruchgefahr werde in Höhenlagen extrem zunehmen. Zur Einordnung: Derzeit liegen auf 1.500 Metern zwischen anderthalb bis zweieinhalb Metern Schnee. Im Fichtelgebirge seien es 30 Zentimeter, im Bayerischen Wald 70, sagte Wolz. Im Alpenvorland auf Höhe München bis zum Inn seien es 10 bis 30 Zentimeter, im Süden der Landeshauptstadt schon doppelt so viel.

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