Nach Ibiza-Video und Spesenaffäre

FPÖ schmeißt Ex-Chef Strache raus

Foto: epa/Christian Bruna
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WIEN (dpa) - Heinz-Christian Strache hat der FPÖ zuletzt regelmäßig Negativ-Schlagzeilen beschert. Jetzt wirft die Partei den langjährigen Ex-Chef raus - und muss nun erst recht mit einem Polit-Comeback des 50-Jährigen rechnen.

Die österreichische FPÖ hat ihren langjährigen Ex-Chef Heinz-Christian Strache nach dem Ibiza-Video und einer Spesenaffäre aus der Partei geschmissen. Wie Parteichef Norbert Hofer am Freitag mitteilte, folgte der Wiener Landesparteivorstand mit dem Rauswurf der einstimmigen Empfehlung eines Parteigerichts. Strache musste im Mai nach der Veröffentlichung des Ibiza-Videos als Vizekanzler und Parteichef zurücktreten und brachte sich selbst und die FPÖ zuletzt immer wieder wegen einer Spesenaffäre und eines umfangreichen Postengeschachers während der ÖVP-FPÖ-Regierung in die Schlagzeilen. «Für uns ist es eine Befreiung, weil damit Ibiza für uns Geschichte ist und wir damit in die Zukunft schauen können», sagte Hofer.

Vieles spricht nun für ein Polit-Comeback Straches in einer neuen Partei. Der FPÖ sei bekannt, dass Strache in den vergangenen Wochen Finanziers für ein neues Projekt gesucht habe und mit diesem Thema auch an mehrere Politiker herangetreten sei, sagte der Wiener FPÖ-Vorsitzende Dominik Nepp. Am Donnerstag hatten sich in Österreich drei Wiener Landtagsabgeordnete von der FPÖ abgespalten und Die Allianz für Österreich (DAÖ) gegründet. Ihr erklärtes Ziel: Strache soll als Spitzenkandidat der DAÖ bei der Wien-Wahl 2020 antreten.

Straches Absturz in der FPÖ begann im Mai mit der Veröffentlichung des Ibiza-Videos durch den «Spiegel» und die «Süddeutsche Zeitung». Die 2017 erstellten Aufnahmen lassen Strache anfällig für Korruption erscheinen. Strache musste einen Tag später als Vizekanzler und FPÖ-Chef abtreten, letztlich zerbrach die gesamte rechtskonservative Koalition von Ex-Kanzler Sebastian Kurz an der Affäre.

Wenige Tage vor der Neuwahl sorgte dann eine Spesenaffäre für neue Negativ-Schlagzeilen für Strache und die FPÖ. Der 50-Jährige soll sich über Jahre hinweg Parteigelder in die eigene Tasche gesteckt haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Untreue, Strache weist die Vorwürfe vehement zurück.

Sowohl bei der Nationalratswahl Ende September als auch bei zwei folgenden Landtagswahlen musste die FPÖ heftige Stimmverluste hinnehmen. Eine große Mitschuld daran wurde dem Ex-Parteichef zugeschrieben. Strache zog sich nach der Nationalratswahl zwar aus der Politik zurück, präsentierte sich aber auch weiterhin wortreich als Opfer einer kriminellen Intrige gegen seine Person. Vor allem seine Facebook-Beiträge sorgten immer wieder für Unruhe. Zuletzt bot er sich auf diese Weise selbst an, um die FPÖ als Landesparteichef in die Wien-Wahl 2020 zu führen.

Der Einladung, sich vor dem Parteigericht zu einem möglichen Ausschluss zu äußern, kam Strache nach Angaben der FPÖ nicht nach. Er habe in einem Brief geschrieben, dass er für das Parteigericht nicht zur Verfügung stehe und sein Erscheinen für «entbehrlich» halte, sagte der Wiener Landeschef Nepp.

Begonnen hatte Strache seine FPÖ-Karriere mit 21 Jahren als jüngster Bezirksrat im Wiener Bezirk Landstraße. Später bekam er ein Mandat im Wiener Landtag und galt rasch als Hoffnungsträger der traditionell starken Landespartei, deren Chef er dann auch viele Jahre war. Straches politischer Ziehvater war der Rechtspopulist Jörg Haider (1950-2008), mit dem er sich bei weitem nicht immer einig war. Als Haider 2005 die FPÖ verließ, war der Weg für Strache frei.

Mit einem Anti-Ausländer-Kurs und dem Image eines volksnahen Politikers führte er die Rechtspopulisten von Erfolg zu Erfolg. Nach der Nationalratswahl 2017 folgte die Regierungsbeteiligung, die aber nach nur eineinhalb Jahren aufgrund des Ibiza-Videos ihr Ende fand.

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Kurt S. 14.12.19 23:44
Die österreichische Politik .....
.... ist meiner Meinung nach ein gewaltiger und aufgeblähter Kindergarten. So nach dem Motto "ich sags meinem grossen Bruder, der bewirft dich mit Sand". Jeder schaut nur auf seinen Vorteil, ich finde das ganze einfach nur mehr lächerlich und kann es schon nicht mehr hören (lesen).