Ermittlungen gegen Piloten

​Nach Flugzeugunglück in Istanbul

Foto: epa/Tolga Bozoglu
Foto: epa/Tolga Bozoglu

ISTANBUL (dpa) - Zur Ursache für die Bruchlandung am Sabiha-Gökcen-Airport gibt es weiter nur wenige Angaben. Die Ermittlungen richten sich auch gegen die Piloten, die selbst verletzt wurden. Haben sie Warnungen vor schlechtem Wetter ignoriert?

Nach dem Flugzeugunglück mit drei Toten in Istanbul sind Ermittlungen gegen die zwei verletzten Piloten eingeleitet worden. Die Staatsanwaltschaft ermittle wegen «fahrlässiger Tötung und Verletzung von mehr als einer Person», berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstag. Einer der Piloten sei leicht verletzt, der andere schwer, hieß es weiter. Sie würden nach Abschluss ihrer Behandlung befragt.

Am Mittwochabend war die Maschine des türkischen Billigfliegers Pegasus aus Izmir bei der Landung auf dem Flughafen Sabiha Gökcen von der Piste abgekommen und auseinandergebrochen. Drei Menschen kamen nach offiziellen Angaben ums Leben, 180 weitere wurden verletzt.

Unter den 183 Menschen an Bord waren nach Angaben des Gouverneurs Ali Yerlikaya, der sich auf Pegasus berief, 22 Ausländer aus 13 Nationen. Deutsche sollen nicht dabei gewesen sein. Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hieß es: «Wir haben derzeit keine Erkenntnisse, nach denen sich Deutsche unter den Passagieren des Flugs befinden.»

56 der Verletzten seien am Donnerstag aus den Krankenhäusern wieder entlassen worden, sagte der Geschäftsführer der Airline, Mehmet Tevfik Nane, der zwischendurch weinte und sichtlich um Fassung rang. Die Hintergründe des Unfalls waren weiter unklar. Nane sagte: «Solche Vorfälle geschehen nicht nur aus einem Grund, sondern aus einer Kombination mehrerer Faktoren.» Der Flugschreiber werde nun untersucht, sagte der Pegasus-Chef, der angab, dass die Maschinen der Gesellschaft «mit einem Durchschnittsalter von 5,3 Jahren technisch hochzuverlässige, junge Flugzeuge» seien.

Anadolu berichtete weiter, vier Mitarbeiter des Flughafens würden zu dem Unglück befragt. Zudem werde untersucht, ob die Landebahn für die Landung geeignet war, ob es einen Schaden am Flugzeug gab und unter welchen Wetterbedingungen die Maschine gelandet war. Dem Sender Halk TV zufolge soll auch ein Team von Boeing unterwegs sein, der Firma, die die verunglückte Maschine gebaut hatte.

Am Mittwochabend war es in Istanbul stürmisch und regnerisch. Der Sender Habertürk TV berichtete, dass die Fluglotsen den Piloten vor den starken Winden gewarnt hätten. Möglicherweise hat aber auch der Zustand der Landebahn eine Rolle gespielt. Transportminister Mehmet Cahit Turhan hatte noch am Tag vor dem Unglück gesagt, diese sei «sehr müde geworden». In jeder Nacht ohne Flüge würden Wartungen vorgenommen.

Das Flugzeug habe bei dem Unglück «eine harte Landung» hingelegt und sei dann ins Gelände gerutscht, sagte Turhan nach dem Unglück. Gouverneur Yerlikaya sagte, das Flugzeug sei am Boden zunächst 50 bis 60 Meter weit geschlittert und dann aus 30 bis 40 Metern Höhe in tieferliegendes Gelände gekracht. Wie auf Fernsehbildern zu sehen war, zerbrach das Flugzeug in drei Teile.

Nach dem Unglück war der Flughafen zunächst gesperrt worden. Am frühen Donnerstagmorgen wurde der Flugverkehr wieder aufgenommen.

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