Alles rund um die Raumfahrt am Dienstag

Archivfoto: epa/NASA/JPL-Caltech/MSSS
Archivfoto: epa/NASA/JPL-Caltech/MSSS

Untersuchung: Nasa bereit für Zurückschicken von Mars-Probe zur Erde

WASHINGTON: Die US-Raumfahrtbehörde Nasa ist einem Expertenbericht zufolge in Zusammenarbeit mit der Europäischen Raumfahrtbehörde Esa bereit für die Entnahme einer Probe vom Mars - und die anschließende Zurücksendung dieser Probe zur Erde. Nach Jahrzehnten wissenschaftlicher und technischer Fortschritte bei der Erforschung des Mars sei die Nasa nun in einer guten Position, um ein solches Manöver durchzuführen, hieß es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht einer von der Nasa eingesetzten Experten-Kommission. Es wäre die erste Probe von einem anderen Planeten, die zur Erde gebracht werden würde.

Eine Probe vom Mars zurückzubringen sei etwas, was «die Nasa als Mitglied der weltweiten Gemeinschaft tun müsse», sagte Nasa-Chef Jim Bridenstine. «Wir wissen, dass wir Herausforderungen vor uns haben, aber deswegen schauen wir uns das alles genau an. Und deswegen schaffen wir schließlich die großen Erfolge.»

Bis dahin wäre es allerdings noch ein weiter Weg: Der im Juli zum Mars aufgebrochene «Perseverance»-Rover hat bereits einen Bohrer und Röhrchen zum Aufbewahren von Proben an Bord. Derzeitiger Plan ist, dass «Perseverance» befüllte Röhrchen auf dem Mars liegen lässt, die ein von der Esa bereitgestellter «Abhol-Roboter» aufsammelt und einem von der Nasa entwickelten weiteren Roboter übergibt, der diese dann wiederum in die Umlaufbahn des Mars befördert. Dort würde wieder ein Raumschiff der Esa übernehmen, dass die Proben zurück zur Erde bringen würde - allerdings nicht vor den 2030er Jahren.

Für den Bericht befragte die Kommission, geleitet vom früheren Orbital-Chef David Thompson, seit August Experten von Nasa und Esa sowie aus Industrie und Wissenschaft. Die Ergebnisse des Berichts seien «großartige Nachrichten» für das Projekt, sagte David Parker, Esa-Direktor für bemannte Raumfahrt.


Mission gescheitert - Erneuter Fehlstart von europäischer Vega-Rakete

KOUROU: Was für ein Fiasko: Zum zweiten Mal innerhalb von anderthalb Jahren misslingt der Start einer Vega-Rakete. Anfangs sieht es noch so aus, als ob alles glatt gehen würde. Doch dann gibt es Probleme - die Rakete macht nicht, was sie soll. Die Satelliten an Bord: verloren.

Erneut ist der Start einer europäischen Vega-Rakete vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana gescheitert. Eine mit zwei Satelliten beladene Vega-Rakete kam am frühen Dienstagmorgen deutscher Zeit kurz nach dem Start vom Kurs ab. Die Mission wurde daraufhin vom Betreiber Arianespace als gescheitert eingestuft, die Ladung gilt als verloren. Der Lastenträger war zuvor in Kourou abgehoben. Acht Minuten später sei die Rakete vom Kurs abgekommen, was zum «Verlust der Mission» geführt habe, so Arianespace.

Erst im Sommer 2019 war es zu einem Fehlstart einer Vega-Rakete gekommen. Es handelte sich damals um den ersten Fehlstart einer Vega überhaupt. Wahrscheinlicher Grund war ein Defekt im Triebwerk in der zweiten Raketenstufe. Die Rakete zerbrach in zwei große Teile. Mehr als ein Jahr später mit monatelanger Verzögerung startete schließlich im September eine Vega-Rakete erfolgreich von Kourou aus ins All. Die nun gescheiterte Mission war der zweite Vega-Start in diesem Jahr.

Die Vega ist mit 30 Metern Höhe der kleinste Lastenträger im Arsenal des europäischen Raketenbetreibers Arianespace. Sie ist für kleine Wissenschafts- und Erdbeobachtungssatelliten geeignet. Ihren erfolgreichen Erstflug absolvierte sie am 13. Februar 2012. Der Betreiber nutzt außerdem die Ariane 5 und die Sojus aus russischer Produktion. Die Vega startet in der Regel pro Jahr drei bis vier Mal in den Weltraum - in diesem Jahr war dies auch wegen Corona aber nicht der Fall.

An Bord hatte die Vega-Rakete den Erdbeobachtungssatelliten «Seosat» und den Satelliten «Taranis» für die französische Raumfahrtbehörde CNES. «Seosat» sollte hochauflösende Bilder der Erde liefern und so Informationen für Anwendungen in den Bereichen Kartographie, Landnutzung, Stadtmanagement, Wassermanagement, Umweltüberwachung und Risikomanagement bereitstellen. «Taranis» sollte etwa elektromagnetische Phänomene bei Unwettern beobachten.

«Wir entschuldigen uns zutiefst bei unseren Kunden», schrieb Arianespace-Chef Stéphane Israël auf Twitter. Man analysiere nun mit dem italienischen Raketenbauer Avio, was passiert sei. Man habe nach der ersten Zündung des Triebwerks der Oberstufe eine Abweichung der Flugbahn festgestellt, hieß es am Morgen lediglich von Arianespace. Am Nachmittag sollte es eine Pressekonferenz geben.

«Der Fehlstart der Vega erinnert uns einmal mehr daran, dass wir eine sehr schwierige Arbeit leisten, bei der die Grenze zwischen Erfolg und Misserfolg extrem schmal ist», erklärte Jean-Yves Le Gall, der Präsident der französische Raumfahrtbehörde CNES. Spaniens Zentrum für industrielle technologische Entwicklung beklagte auf Twitter den Verlust des Satelliten. Während man diesen betrauere, sei man aber der Europäische Weltraumorganisation (Esa), Arianespace oder Airbus dankbar für ihre Leidenschaft und ihr durchgehendes Engagement.

Arianespace gehört zur ArianeGroup, die wiederum ein Gemeinschaftsunternehmen des europäischen Luftfahrtkonzerns Airbus und des französischen Triebwerkherstellers Safran ist.


Nach Flug mit SpaceX-Raumschiff: Vier Astronauten an ISS angekommen

CAPE CANAVERAL: Vier Astronauten sind mit dem Raumtransporter «Crew Dragon» des privaten Unternehmens SpaceX an der Internationalen Raumstation ISS angekommen. Der «Crew Dragon» habe nach mehr als 27 Stunden Flug an der ISS angedockt, teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa in der Nacht zum Dienstag mit. Das Raumschiff war am Sonntagabend (Ortszeit) ein halbes Jahr nach seinem historischen Jungfernflug vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida aus zum ersten Mal für eine reguläre Mission ins Weltall gestartet. Sowohl der gewählte US-Präsident Joe Biden als auch der noch amtierende Präsident Donald Trump hatten via Twitter gratuliert.

Die amerikanischen Nasa-Astronauten Michael Hopkins, Victor Glover und Shannon Walker sowie der japanische Astronaut Soichi Noguchi sollen sechs Monate an Bord der ISS bleiben und verschiedene Experimente überwachen. Auf der Station befinden sich derzeit bereits die Astronautin Kate Rubins sowie ihre russischen Kollegen Sergej Ryschikow und Sergej Kud-Swertschkow.

Die neu anreisende Besatzung - «Crew-1» - ist die erste, die regulär mit der «Crew Dragon» zur ISS fliegt, nachdem der bemannte Test im Frühjahr erfolgreich war. Die beiden US-Astronauten Douglas Hurley und Robert Behnken waren bei diesem Test im Mai zur ISS aufgebrochen und im August zurückgekehrt. Es war nach fast neunjähriger Pause das erste Mal, dass Astronauten wieder von amerikanischem Boden aus in den Orbit starteten - und das erste Mal, dass sie von einem privaten Raumfahrtunternehmen befördert wurden. SpaceX hatte zuvor nur Fracht zur ISS transportiert.


Raketenbauer beklagt hohe Kosten wegen Startverzugs der Ariane 6

PARIS: Die Corona-Pandemie wirbelt den Zeitplan für die neue Trägerrakete Ariane 6 mächtig durcheinander und verursacht hohe Kosten. Je länger man den Erstflug verschiebe, desto teurer werde es, sagte der Deutschland-Chef des Raketenbauers ArianeGroup, Pierre Godart. Die Europäische Weltraumorganisation (Esa) hatte zuletzt angekündigt, den Start der Rakete auf das zweite Quartal 2022 zu verschieben. Ursprünglich sollte die Rakete bereits Ende dieses Jahres starten, dann war wegen Corona von 2021 die Rede.

«Das ist ein Spagat, weil die Esa ein Datum festlegen muss, das technisch machbar ist. Das darf dann auch nicht permanent wieder verschoben werden.» Deshalb habe die Esa nun ein Datum festlegen wollen, das auch erreichbar sei, erklärte Godart. Vor allem - aber nicht ausschließlich - wegen der Corona-Pandemie hatte es zuletzt große Verzögerungen gegeben. Solange nun die Entwicklung der Rakete nicht abgeschlossen sei, könne man aber auch mit der Produktion nicht starten. Man starte damit erst, wenn man sicher sei, dass die Teile sich nicht mehr änderten - sonst müsste man sie im schlimmsten Fall verschrotten.

«Wir verlieren an Effizienz und wir haben Kosten, die wir normalerweise nicht hätten», monierte Godart. Das führe teilweise dazu, dass man Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken müsse. «Und zwar nicht, weil wir jetzt sofort keine Arbeit mehr haben, sondern weil wir jetzt schon antizipieren, dass die Produktion, die wir vorgesehen hatten für 2021, nicht da sein wird.» Daher strecke man die Arbeit, die zu erledigen sei, über die Zeit.

Das ist Godart zufolge extrem schwierig, weil die ArianeGroup parallel für die Produktion auch investiert habe - etwa in den Bau neuer Hallen oder in neue Maschinen. «Diese ganzen Kosten fallen weiter an.» Schwierig sei es auch für die Zulieferer. «Wir haben sehr viele kleine und mittlere Unternehmen im Ariane-6-Programm und die sind davon sehr stark betroffen.»

Trotzdem gab sich Godart optimistisch: «Wir haben ein Produkt, was gefragt ist. Wir haben zwar Entwicklungsprobleme, aber die Qualität des Produkts wird nicht infrage gestellt.» Die Kunden fänden zwar auch nicht gut, dass es Verzug gebe, aber sie wollten diese Rakete. Die Ariane 6 ist das Nachfolgermodell der Ariane 5, die seit 1996 im Einsatz ist. Die Oberstufe der Ariane 6 wird in Bremen gefertigt. Die Rakete soll Satelliten für kommerzielle und öffentliche Auftraggeber ins All befördern.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.