Nach EVP-Austritt: Orban will rechte Kräfte um sich sammeln

Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban auf dem EVP-Parteitag. Foto: epa/Stephanie Lecocq
Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban auf dem EVP-Parteitag. Foto: epa/Stephanie Lecocq

BUDAPEST: Nach dem Austritt seiner Partei Fidesz aus der Fraktion der christdemokratischen Europäischen Volkspartei (EVP) will Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban die rechten Kräfte in Europa um sich sammeln. «Jetzt gilt es, die europäische demokratische Rechte ohne die EVP aufzubauen», schrieb der rechtsnationale Politiker am Donnerstag auf seiner Facebook-Seite. «Die EVP ist endgültig zu einem Anhängsel der europäischen Linken geworden.»

Die EVP-Fraktion hatte am Mittwoch eine neue Geschäftsordnung angenommen, die eine Suspendierung der Fidesz-Mitgliedschaft hätte ermöglichen sollen. Orban kam einer Suspendierung zuvor, indem er unmittelbar nach der Abstimmung den Austritt der Fidesz-Parlamentarier aus der EVP-Fraktion erklärte. 84 Prozent der Fraktionsmitglieder hatten für die neue Geschäftsordnung votiert.

Das Ende der Fidesz-Mitgliedschaft in der bürgerlichen Fraktion des Europaparlaments setzte den Schlusspunkt unter einen jahrelangen Streit. In der EVP war der Abbau von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Ungarn ebenso auf Kritik gestoßen wie Orbans Kampagnen gegen EVP-Politiker, die ihm missfielen. 2019 hatte die EVP als Partei die Mitgliedschaft des Fidesz ausgesetzt. Die Fidesz-Gruppe in der EVP-Fraktion war davon nicht betroffen.

Die neue Rechte werde «allen europäischen Bürgern eine Heimat bieten, die keine Migranten haben wollen, keinen Multikulturalismus, die nicht dem LGBT-Wahn verfallen sind, die die christlichen Traditionen schützen, die nationale Souveränität respektieren und ihre Nationen nicht als Teil ihrer Vergangenheit, sondern als Teil ihrer Zukunft betrachten», schrieb Orban am Donnerstag.

Sein Facebook-Posting ging nicht darauf ein, ob und in welcher Form er mit Kräften rechts von der EVP zusammenarbeiten will. Dazu zählen im Europaparlament die rechtsnationale EKR und die noch weiter rechts stehende Gruppe ID.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.

Leserkommentare

Vom 10. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Juergen Bongard 05.03.21 11:22
Der Verlust der Rechtstaatlichkeit zieht sich wie
ein Virus durch die ganze Welt. Um nur einige zu nennen: China, Russland Brasilien, Nord Korea sowieso, Ungarn, Polen, Tscheslowakei , in den USA ist es gerade noch gestoppt worden. ...Die Demokratie scheint nicht in der Lage zu sein, dies aufzuhalten, oder doch? Es liegt an uns daran mitzuwirken, oder wir wachen eines Tages in einer Diktatur auf....