Zwei US-Bürger tot, zwei lebend gefunden

​Nach Entführung 

Foto: Freepik
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MEXIKO-STADT/WASHINGTON: Der Druck aus den USA war spürbar. Das FBI setzte eine Belohnung von 50.000 US-Dollar aus, Washington sprach von einem inakzeptablen Angriff. Die mexikanische Regierung reagierte daraufhin rascher als üblich.

Nach der Entführung von vier US-Bürgern in Mexiko sind zwei von ihnen tot aufgefunden worden. Eine Frau und ein am Bein verletzter Mann wurden lebend gerettet, wie die mexikanischen Behörden am Dienstag (Ortszeit) mitteilten. Die Sicherheitskräfte hätten sie alle in einem Holzhaus nahe der Grenzstadt Matamoros gefunden, sagte der Gouverneur des nordöstlichen Bundesstaates Tamaulipas, Américo Villarreal. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der US-Regierung, John Kirby, sprach von einem «schrecklichen Vorfall». Angriffe auf US-Bürger seien inakzeptabel.

Die US-Amerikaner - drei Männer und eine Frau - waren am Freitag in Matamoros von Bewaffneten angegriffen und entführt worden. Ein Verdächtiger, der auf sie aufpasste, wurde bei dem Einsatz der Soldaten und Polizisten festgenommen, wie die mexikanischen Behörden bei einer Pressekonferenz in Mexiko-Stadt weiter sagten. Die Gründe der Entführung blieben noch ungeklärt. Eine kriminelle Gruppe habe die Opfer möglicherweise verwechselt, sagte der Generalstaatsanwalt von Tamaulipas, Irving Barrios. Die Ermittlungen dauerten an.

Das US-Außenministerium bestätigte am Dienstag in Washington den Tod der zwei US-Bürger und teilte mit, die beiden anderen seien mittlerweile zurück in die USA gebracht worden. An der Rückführung der sterblichen Überreste der zwei Getöteten werde noch gearbeitet, sagte Ministeriumssprecher Ned Price. Die Ermittlungen zu dem Fall stünden noch ganz am Anfang. Die US-Regierung setzt sich laut Kirby dafür ein, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.

Matamoros liegt im von Gewalt geprägten Tamaulipas direkt gegenüber der texanischen Stadt Brownsville am Grenzfluss Rio Grande. Dort ist das Cártel del Golfo (Kartell des Golfs) besonders aktiv. Bei dem Vorfall kam nach Behördenangaben auch eine mexikanische Frau als zufälliges Opfer ums Leben. In sozialen Medien kursierte ein Video des genauen Zeitpunkts der Entführung.

Die US-Amerikaner waren für eine kosmetische Operation über die Grenze gefahren, wie Medien unter Berufung auf Angehörige mitteilten und Mexiko bestätigte. Es sei kein Lösegeld für ihre Befreiung gefordert worden, teilten die Behörden weiter mit.

Die US-Bundespolizei FBI schlug am Sonntag Alarm. Sie setzte eine Belohnung von 50.000 US-Dollar für Informationen zu der Entführung aus. Bevor klar wurde, dass die Opfer US-Bürger waren, hatten die örtlichen Behörden den Angriff als einen «isolierten Vorfall» im Bandenkrieg zwischen rivalisierenden Gruppen heruntergespielt. In Mexiko gelten mehr als 112.000 Menschen als vermisst.

Mexiko leidet seit Jahren unter einer Welle der Gewalt. Im vergangenen Jahr wurden in dem lateinamerikanischen Land mit 126 Millionen Einwohnern 31.936 Tötungsdelikte registriert. Zahlreiche Drogenkartelle und andere kriminelle Gruppen kämpfen um die Kontrolle von Einflussgebieten und Schmuggelrouten. Oft unterhalten sie Verbindungen zu korrupten Politikern und Sicherheitskräften. Die meisten Tötungsdelikte werden nie aufgeklärt.

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