Nach drei Zinssenkungen kein neuer Schritt von US-Notenbank erwartet

Foto: epa/Erik S. Lesser
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WASHINGTON (dpa) - Dieses Jahr hat die US-Notenbank ihren Leitzins erstmals seit dem Ende der Finanzkrise wieder gesenkt. Inzwischen sieht der Ausblick für Arbeitsmarkt und Wachstum wieder gut aus. Einzig der von Trump angezettelte Handelskrieg belastet die Wirtschaft weiter.

Abwarten und Teetrinken - das scheint angesichts niedriger Arbeitslosigkeit und solider Wirtschaftsdaten die Haltung der US-Notenbank zu sein. Vor der nächsten Entscheidung über die Höhe des Leitzinses am Mittwoch (11. Dezember) ist der größte Unsicherheitsfaktor der Handelskrieg mit China, der auch das Wachstum der Weltwirtschaft ausbremst. Doch über die Handelspolitik entscheidet Präsident Donald Trump, nicht die Zentralbank. Nach drei Zinssenkungen seit Juli erwarten Analysten daher mit großer Mehrheit, dass die Notenbank Federal Reserve (Fed) ihren Leitzins im Korridor von 1,5 bis 1,75 Prozent belassen wird.

Die Angst vor einer Rezession in den USA scheint erst mal gebannt. Noch im Sommer hatten Warnsignale auf dem Anleihenmarkt, schwächere Wirtschaftsdaten und die anhaltenden Spannungen wegen des Handelskriegs mit China Angst vor einem Abschwung genährt. Seither hat die Notenbank ihren Leitzins drei mal um je 0,25 Prozentpunkte gesenkt, um den seit zehn Jahren anhaltenden Aufschwung der US-Wirtschaft zu verlängern.

Die Arbeitslosenquote lag zuletzt auf ihrem niedrigsten Stand seit 50 Jahren, die Wirtschaft wuchs im dritten Quartal auf das Jahr gerechnet um 2,1 Prozent. Aus Sicht der Notenbank haben sich die Zinssenkungen zur Stabilisierung des Aufschwungs daher bewährt: Fed-Chef Jerome Powell sagte Ende November, «Prognosen erwarten insgesamt anhaltendes Wachstum, einen starken Arbeitsmarkt und Inflation in der Nähe von zwei Prozent». Powell fügte hinzu: «Meiner Meinung nach ist das Glas mehr als halb voll.»

Der Leitzins ist der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken über Nacht Geld leihen. Senkungen verbilligen Kredite, weswegen Firmen leichter investieren können und viele Bürger weniger für Schuldendienst ausgeben müssen - sie haben so mehr Einkommen zur Verfügung.

Der Motor der US-Wirtschaft seien weiter die Ausgaben der Verbraucher, die rund zwei Drittel der Wirtschaftsleistung ausmachten, erklärte Powell. Dank des guten Arbeitsmarktes und steigender Löhne werde dies auch weiterhin so bleiben. Sorgen machen der Notenbank hingegen anhaltend niedrige Investitionen und ein Schrumpfen des verarbeitenden Gewerbes. Unternehmer berichteten, dass die aus dem Handelskrieg resultierende Unsicherheit Entscheidungen zu Investitionen ausbremse, sagte Powell weiter.

Die beiden größten Volkswirtschaften bemühen sich derzeit, ein erstes Teilabkommen abzuschließen, um den Konflikt zu entschärfen. Ob und wann das gelingen wird, lässt sich kaum voraussagen. Die nächste Eskalation ist schon programmiert: Am 15. Dezember sollen neue Strafzölle in Höhe von 15 Prozent auf Konsumgüter wie Laptops und Smartphones im Wert von rund 150 Milliarden US-Dollar in Kraft treten. Die Verhandlungen mit China liefen derzeit «rund um die Uhr», sagte Trumps Wirtschaftsberater Kudlow am Freitag. Sollte es eine Einigung oder Fortschritte geben, könnte Trump die Strafzölle verschieben oder aussetzen.

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