Hertha mit neuer Lust - Union in Sorge um Kruse

Hertha BSC - 1. FC Union Berlin, 10. Spieltag im Olympiastadion. Herthas Peter Pekarik (r) bejubelt sein Tor zum 1:1 mit Niklas Stark (M) und Matteo Guendouzi. Foto: Odd Andersen/Afp-pool/dpa
Hertha BSC - 1. FC Union Berlin, 10. Spieltag im Olympiastadion. Herthas Peter Pekarik (r) bejubelt sein Tor zum 1:1 mit Niklas Stark (M) und Matteo Guendouzi. Foto: Odd Andersen/Afp-pool/dpa

BERLIN: Dieser Derby-Sieg soll Hertha und auch Matchwinner Piatek einen Schub versetzen, betont Trainer Labbadia. Union bangt nach Ende einer stolzen Serie um seinen besten Torschützen. Ein schnelles Rot wird den Eisernen zum Verhängnis - doch kein Kollege ist dem Sünder böse.

Die Derby-Verlierer warteten mit Bangen auf die Diagnose bei ihrem Topspieler Max Kruse - die Gewinner steuerten schon mit neuer Lust auf die kommenden Aufgaben zu. «Es gilt, ihn zu ersetzen, wenn er ausfallen sollte. Was anderes bleibt uns nicht übrig», sagte Trainer Urs Fischer schon mit Blick auf das nächste Heimspiel seines 1. FC Union Berlin am kommenden Samstag gegen den Rekordmeister FC Bayern München. Ex-Nationalspieler Kruse hatte sich beim 1:3 im Berliner Derby gegen Hertha BSC noch in der Nachspielzeit am Knie verletzt und wurde am Tag danach umfassend untersucht.

«Man hat gesehen, dass Max für uns wichtig ist. Dieser Verbindungsspieler hat uns gefehlt, der auch für Kreativität und Außergewöhnliches sorgt. Er hat aber auch mitgeholfen, dass wir eine kompakte Organisation auf dem Feld haben», beschrieb Fischer nochmals die grundsätzliche Bedeutung des Stürmers, der mit sechs Treffern und fünf Tore-Vorbereitungen Topscorer der «Eisernen» ist.

Robert Andrich, nach dessen Roter Karte im Geisterderby schon zeitig das Gleichgewicht kippte, ist gegen die Bayern ohnehin gesperrt. Dennoch betonte der Coach: «Ich wüsste nicht, warum die Stimmung jetzt kippen sollte.» Die 16 erreichten Punkte sind auch nach Ende der Ungeschlagen-Serie von acht Spielen weiter alle Ehren wert. Nach der Führung durch Taiwo Awoniyi (20.) besiegelten die Herthaner Peter Pekarik (51.) und Doppel-Torschütze Krzysztof Piatek (74., 77.) die Niederlage.

Fischers Hertha-Kollege Bruna Labbadia genoss auch am Samstag noch den mehrfach wertvollen Derby-Erfolg. «Es war einfach an der Zeit, so ein Spiel zu gewinnen, in dem du über die Siegermentalität kommen musst», sagte der 54-Jährige. «Das war nicht einfach, weil Union unheimlich eng am Mann dran war.»

Doch Hertha befreite sich in Überzahl von zwischenzeitlicher Ratlosigkeit und wandelte den Rückstand in den ersten Saison-Heimsieg um. Dazu eröffnet sich nun dem lange fremdelnden Mittelstürmer Krzysztof Piatek eine neue Perspektive: Nach dem bislang ziemlich unbefriedigendem Saisonverlauf ein Abend nach Maß für Hertha.

Mit einem Motivationsfilm «mit schönen Bildern und Musik» hatte Labbadia seine Profis an der Ehre gekitzelt, «um die Lust zu wecken, nicht die Last». Das gelang nach personellen und taktischen Umstellungen nach der Pause. Sein Team habe die Partie zwar «nicht so top bestritten», doch gerade deshalb sei es wichtig, «dass man als Sieger vom Platz geht», betonte Labbadia.

Die zwei späten Tore von Piatek, der zunächst keinen Platz hatte in der Startelf, sollen nun auch den 24-Millionen-Einkauf in die Spur bringen. «Ich hoffe, dass es ihm das nötige Selbstvertrauen gibt und die Konsequenz, die er braucht für sein Spiel», sagte Labbadia.

Denn Hertha braucht auch Piateks Treffer. Mit jetzt elf Punkten hinkt man den eigenen Ansprüchen immer noch hinterher. «Ich bin sehr froh. Ich bin ein Stürmer, da sind Tore immer wichtig», bemerkte der Pole zu seinem ersten Tore-Doppelpack in der Fußball-Bundesliga. «Ich habe es weniger als Erleichterung, sondern als Freude erlebt», berichtete Labbadia: «In der jetzigen Zeit gar nicht so einfach, weil Emotionen von Zuschauern nicht nochmal rüberschwappen.»

Bei Union hielt die Enttäuschung am Samstag an. «Es wäre mehr möglich gewesen. Du musst die Niederlage akzeptieren», sagte Fischer. Der Hauptgrund: Das ungehemmte und unnötige Einsteigen von Andrich gegen Herthas Franzosen Lucas Tousart nach 24 Minuten bedeutete Rot und eine lange personelle Unterzahl.

«Natürlich bringt der Platzverweis die Struktur auseinander», urteilte Fischer. Peter Pekarik glich gleich nach der Pause aus, danach schwanden bei den Gästen die Kräfte. «Ich bin überzeugt, mit Elf gegen Elf wäre es ein anderes Resultat gewesen», sagte Union-Kapitän Christopher Trimmel. Böse aber sei Sünder Andrich keiner, versicherte der Österreicher: «Das passiert im Fußball.»

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