Nach Anschlag: Ägyptens Polizei tötet 40 Verdächtige bei Razzien

Foto: epa/Mohamed Hossam
Foto: epa/Mohamed Hossam

KAIRO (dpa) - Bei einem Bombenanschlag auf einen Touristenbus sterben nahe den Pyramiden von Gizeh vier Menschen. Die Politik versucht, den Angriff herunterzuspielen. Aber schon am nächsten Tag reagieren die Sicherheitskräfte mit drastischen Mitteln.

Einen Tag nach einem tödlichen Anschlag auf einen Touristenbus in Ägypten hat die Polizei bei mehreren Razzien 40 mutmaßliche Terroristen getötet. Die Verdächtigen seien in abgestimmten Einsätzen «in drei Terroristenverstecken» in Gizeh und im Norden der Sinai-Halbinsel getötet worden, teilte das Innenministerium am Samstag mit. Es sei zu Schusswechseln gekommen. Das staatliche Fernsehen veröffentlichte Bilder der erschossenen mutmaßlichen Terroristen. Darauf werden die Getöteten mit Handfeuerwaffen gezeigt.

Wie das Innenministerium mitteilte, planten die Verdächtigen eine Serie von Anschlägen auf staatliche Institutionen, Tourismuseinrichtungen, Sicherheitskräfte und Kirchen. Bei zwei Razzien in Gizeh seien jeweils 14 und 16 Personen getötet worden, zehn weitere seien in der Provinzhauptstadt Al-Arisch auf der Sinai-Halbinsel getötet worden, berichtete die ägyptische Zeitung Al-Ahram.

In den Verstecken seien große Mengen an Munition, Waffen und selbstgebauten Sprengsätzen gefunden worden. Ob die Aktion der Sicherheitskräfte mit dem Anschlag auf einen Touristenbus am Freitagabend zusammenhing, teilte das Ministerium nicht mit.

Am Freitagabend waren bei einer Bombenexplosion nahe den Pyramiden von Gizeh im Süden der Hauptstadt Kairo drei vietnamesische Touristen und ihr ägyptischer Reiseführer getötet worden. Zwölf weitere Menschen wurden bei dem Anschlag auf den Touristenbus nach staatlichen Angaben verletzt.

Der vietnamesische Außenminister Pham Binh Minh zeigte sich nach dem Anschlag betroffen. Sein Ministerium stehe in engem Kontakt mit den ägyptischen Behörden, um den Verletzten beizustehen.

Die ägyptische Regierung hatte zunächst versucht, den Vorfall herunterzuspielen. Bei einem Besuch der Verletzten im Krankenhaus betonte Ägyptens Ministerpräsident Mustafa Madbuli, dass es weltweit Terrorismus gebe. Es gebe keinen Grund, besorgt zu sein. Der Bus sei von seiner geplanten, gesicherten Route abgewichen, ohne die Sicherheitskräfte zu benachrichtigen, bevor er getroffen worden sei.

Seit dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi durch das Militär 2013 ist die Sicherheitslage in Ägypten fragil. Immer wieder kommt es zu Anschlägen. Häufig sind Sicherheitskräfte oder Kopten das Ziel. Aber auch Touristen waren bereits Ziel von Angriffen.

Im Juli vergangenen Jahres wurden zwei deutsche Frauen bei einer Messerattacke in Hurghada ermordet. Im Oktober 2015 starben bei dem Absturz eines russischen Flugzeugs über der Sinai-Halbinsel mehr als 220 Menschen. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Tat für sich. Auf dem Sinai hat sich ein Ableger des IS festgesetzt und verübt immer wieder Anschläge in Ägypten. Der für das nordafrikanische Urlaubsland wichtige Tourismus ist davon schwer betroffen.

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Jürgen Steinhoff 30.12.18 19:22
Was kann man tun?
Woher wussten die Sicherheitskrte von den Verstecken der Terroristen so plötzlich. Warum haben sie nicht früher gehandelt? Wenn nur Terroristen getötet wurden, die andere getötet haben oder töten wollten, tut es mir nicht leid um sie. Ich befürchte aber, dass unter den geöteten viele "Unschuldige" sind, die geopfert wurden. Das ist Krieg. Leider sehe ich keine andere Lösung auf Terrorismus zu antworten, als mit Härte. Aber das ist keine gute Lösung und es sollte um Alternatieven gerungen werden. Den Zielen von Terroristen nachzugeben muss natürlich ausgeschlossen sein.
Ingo Kerp 30.12.18 19:03
War das eine Vergeltungsaktion der ägypt. Polizei? Das Erschreckende an dem Polizeieinsatz ist, das es im Bericht heißt, 40 "mutmaßliche" Terroristen wurden getoetet.