Myanmars Botschafter wird Zutritt zu Botschaft verwehrt

LONDON: Myanmars Botschafter in Großbritannien, ein erklärter Gegner der Militärjunta in seinem Land, ist von seiner eigenen Botschaft in London ausgesperrt worden. Wie ein Sprecher von Kyaw Zwar Minn am Donnerstag mitteilte, wurde ihm der Zutritt zu dem Gebäude im Zentrum der britischen Hauptstadt am Mittwochabend verwehrt.

Der Militärattaché habe die Kontrolle über die Vertretung übernommen. Über seinen Sprecher rief der Botschafter die britische Regierung auf, einen von der Militärregierung benannten Nachfolger nicht anzuerkennen. Aus Kreisen des britischen Außeministeriums hieß es, eine formelle Abberufung des Botschafters sei inzwischen eingegangen. Ein Nachfolger sei jedoch noch nicht benannt worden.

Dem «Telegraph» sagte Kyaw Zwar Minn: «Sie sagten, sie hätten eine Anweisung aus der Hauptstadt erhalten, deshalb würden sie mich nicht reinlassen.» «Dies ist Großbritannien, wir sind nicht in Myanmar.» Die britische Regierung werde das nicht zulassen. Das sei ein «Putsch» des «myanmarischen Militärs». Laut der Metropolitan Police in London versammelten sich vor der Botschaft Menschen, um ihren Protest gegen die Aussperrung des Botschafters kundzutun. Medienberichten zufolge verbrachte er die Nacht in seinem Auto vor dem Botschaftsgebäude.

Kyaw Zwar Minn hatte sich im März als Gegner des Militärputsches in dem südostasiatischen Land positioniert. Er forderte die Freilassung der entmachteten Regierungschefin Aung San Suu Kyi. Die 75-Jährige sitzt im Hausarrest.

Der britische Außenminister Dominic Raab bezeichnete die Ereignisse in London als «Schikane» und lobte den Botschafter für seinen Mut. «Großbritannien ruft weiterhin dazu auf, den Putsch und die entsetzliche Gewalt zu beenden und die Demokratie rasch wiederherzustellen», so Raab auf Twitter.

In Myanmar gehen seit Wochen zahlreiche Menschen auf die Straße, um gegen den Putsch der Generäle Anfang Februar zu protestieren. Nach Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP sind seit dem Umsturz mehr als 580 Menschen ums Leben gekommen, 2750 sitzen derzeit noch in Haft. Es wird befürchtet, dass die Zahl der Opfer sehr viel höher sein könnte.

Das Militär hatte nach dem Putsch vom 1. Februar im früheren Birma die faktische Regierungschefin Aung San Suu Kyi in Gewahrsam genommen und einen einjährigen Ausnahmezustand verhängt. Die Demonstranten fordern die Rückkehr zu demokratischen Reformen und die Wiedereinsetzung von Suu Kyis ziviler Regierung.

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