Mutmaßlicher Hacker-Angriff auf ÖVP: Parteien zweifeln

Foto: epa/Christian Bruna
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WIEN (dpa) - Die Parteien in Österreich sind skeptisch, ob es einen von der konservativen ÖVP beklagten Hacker-Angriff tatsächlich gegeben hat.

ÖVP-Chef und Ex-Kanzler Sebastian Kurz hatte vergangene Woche erklärt, dass eine riesige Menge Daten aus der Parteizentrale abgezogen worden sei. In einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates formulierten Vertreter von FPÖ, SPÖ und Liste Jetzt Zweifel. «Ich glaube der ÖVP kein Wort», sagte der FPÖ-Abgeordnete Hans-Jörg Jenewein. Insbesondere zweifelte er an, dass die Daten teilweise manipuliert worden sein sollen. Der SPÖ-Fraktionschef im österreichischen Parlament, Jörg Leichtfried, sprach von einem «Ablenkungsmanöver» der ÖVP.

«Bis zum 2. September hatten diese Hacker Zugriff auf die gesamte Infrastruktur der Volkspartei», sagte der von der ÖVP hinzugezogene Experte Avi Kravitz. Einen Tag zuvor hatte das österreichische Magazin «Falter» auf Grundlage interner Daten der ÖVP über mögliche Unregelmäßigkeiten bei den Wahlkampfkosten der Partei berichtet. Die ÖVP bestritt die Darstellung.

Am Mittwoch berichtete der «Falter» erneut auf Grundlage von internen ÖVP-Daten über die Finanzen der konservativen Partei. Demnach hat die ÖVP unter Sebastian Kurz große Kredite aufgenommen, um wieder an die Macht zu kommen. Ende 2017 stand die Partei laut dem Bericht mit Verbindlichkeiten von 18,5 Millionen Euro bei Banken in der Schuld.

Die Informationen hat der «Falter» nach eigenen Angaben von einer dem Magazin nicht bekannten Person zugespielt bekommen. Die ÖVP verwies in einer ersten Reaktion auf den mutmaßlichen Hackerangriff. Die Täter versuchten nun, «durch die Verbreitung eines Mix aus Wahrem und Falschem an unterschiedliche Medien» der ÖVP zu schaden.

Die Österreicher wählen am 29. September ein neues Parlament. Die ÖVP-FPÖ-Regierung war im Mai nach der Veröffentlichung des «Ibiza-Videos» zerbrochen.

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