Moskau wirft US-Behörden Festnahme eines Russen vor

Archivbild: epa/Roberto Escobar
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MOSKAU (dpa) - Erst wird in Moskau ein US-Bürger mit mehreren Staatsbürgerschaften festgenommen. Kurz darauf ein Russe in den USA. Was bedeutet das für das ohnehin schon angespannten Verhältnis zwischen beiden Ländern?

Einen Tag nach der Festnahme eines US-Amerikaners wegen Spionageverdachts in Russland haben US-Behörden einen russischen Staatsbürger festgenommen. Das teilte das Außenministerium in Moskau am Samstag mit. Der Mann sei am 29. Dezember auf der Inselgruppe der nördlichen Marianen - einem US-Außengebiet im Pazifik - festgenommen worden. Die russische Botschaft habe das nicht von den amerikanischen Behörden, sondern von Verwandten des Mannes erfahren.

Nach Angaben aus Moskau war der Mann mit seiner Familie unterwegs. Er sei an einem Flughafen festgenommen und inzwischen nach Florida gebracht worden. Washington solle die Gründe für die Festnahme vorlegen, verlangte das Außenministerium in Moskau. Die russische Botschaft bemühe sich weiterhin um einen konsularischen Zugang. Vom US-Außenministerium lag dazu zunächst keine Stellungnahme vor.

Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hatte vor mehr als einer Woche den Amerikaner Paul Whelan in Moskau unter Spionageverdacht festgenommen. Er sei auf frischer Tat «bei einem Akt der Spionage» ertappt worden. Der Mann hat mehrere Staatsbürgerschaften.

Russland verteidigte sein Vorgehen. Die Situation mit Paul Whelan stehe «in strikter Übereinstimmung mit dem russischen Gesetz und auch in Übereinstimmung mit unseren bilateralen Pflichten», sagte Vizeaußenminister Sergej Rjabkow nach russischen Medienberichten.

Auf die Frage nach einem möglichen Austausch Whelans gegen einen in den USA festgenommenen Russen sagte er, diese Frage stelle sich nicht. «Wir müssen alle Verfahren durchlaufen, die in einer solchen Situation erforderlich sind.» Eine Anklage Whelans stehe erst noch bevor. Es gehe «um nachrichtendienstliche Aktivitäten».

Nach Angaben des Außenministeriums in Moskau beantragte die kanadische Botschaft konsularischen Zugang zu dem Mann. Dies hatte bereits am Freitag die britische Botschaft getan. US-Botschafter Jon Huntsman hatte Whelan vor wenigen Tagen im Gefängnis besucht.

Das irische Außenministerium in Dublin bestätigte am Samstag, dass der Festgenommene auch einen irischen Pass hat. Man werde «in diesem Fall jede mögliche und angemessene Unterstützung leisten», teilte ein Sprecher des Außenministeriums der Deutschen Presse-Agentur mit. Wer britischer Staatsbürger ist und irische Wurzeln hat, kann relativ leicht einen Pass aus Irland bekommen. Es reicht zum Beispiel schon aus, wenn nur der Großvater oder die Großmutter in Irland geboren wurden, aber der Betroffene selbst und die Eltern nicht.

Das Verhältnis zwischen Russland und den USA ist derzeit so schlecht wie seit den Zeiten des Kalten Krieges nicht mehr. In Washington steht die russische Studentin Maria Butina als Agentin vor Gericht. Sie soll im Auftrag russischer Stellen versucht haben, Einfluss auf politische Organisationen in den USA zu nehmen.

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