Moskau verbietet Ausstellung über Sowjet-Dissidenten Sacharow

Foto: Pixabay
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MOSKAU: Zum 100. Geburtstag des sowjetischen Dissidenten Andrej Sacharow (1921-1989) hat die Stadt Moskau eine Fotoausstellung im Freien verboten. Im Stadtzentrum sollten auf Tafeln Fotos, Zitate und Reden zu sehen und nachzulesen sein, wie das Sacharow-Zentrum mitteilte. Die Absage sei damit begründet worden, dass die Stadt den Platz angeblich für eine eigene Ausstellung zum sogenannten Tag des Sieges in Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkriegs benötige. Die Zukunft eines Landes drohe eine traurige zu werden, wenn Bürokraten versuchten, das «Erbe eines ihren besten Söhne» zu verdrängen.

Die liberale Oppositionskraft Jabloko teilte am Donnerstag mit, dass die Schau nun in ihrem Gebäude gezeigt werde. Das habe man dem Sacharow-Zentrum angeboten, weil die Behörden die Ausstellung mit dem Titel «Andrej Dmitrijewitsch Sacharow: Angst und Hoffnung» mit der Begründung abgelehnt hätten, der «Inhalt wurde nicht abgestimmt». Die Eröffnung ist für diesen Freitag in Moskau geplant.

Das Sacharow-Zentrum in der Hauptstadt würdigte den Dissidenten als «herausragenden Landsmann, Physiker, Denker und Menschenrechtsaktivisten». Weiter hieß es: «Das Leben und Erbe von Sacharow ist der höchste Punkt der nationalen humanistischen Tradition, ein Beispiel für echte Staatsbürgerschaft.» Sacharow sind zum Geburtstag mehrere Veranstaltungen gewidmet.

Sacharow wurde am 21. Mai 1921 in Moskau geboren. Er engagierte sich in der Sowjetunion für Menschenrechte und setzte sich unter anderem für politische Häftlinge ein. Zwischen 1980 und 1986 lebte er in der Verbannung unter KGB-Aufsicht in Gorki (heute Nischni Nowgorod). Sacharow gehörte zu den Vätern der sowjetischen Atombombe. Nach dem Friedensnobelpreisträger ist eine wichtige Auszeichnung des Europaparlaments benannt: der Sacharow-Menschenrechtspreis.

«Andrej Sacharow würde auch heute konsequent für Freiheit und Rechtsstaatlichkeit in Russland eintreten», erklärte die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte. Er sei noch immer weltweit ein Vorbild für Menschenrechtler. Zugleich kritisierte die Organisation zunehmende Repressionen in Russland gegen nichtstaatliche Institutionen.

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