Moment der Klima-Rivalen, ewige Brexit-Qual und Irans Krise

Foto: epa/Justin Lane
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NEW YORK (dpa) - Boris Johnson bringt Heiterkeit zu später Stunde, Greta Thunberg und Donald Trump sorgen für einen historischen Nicht-Moment: Die Woche der UN-Generaldebatte in New York vereinte die Krisen mit den Skurrilitäten der Weltpolitik.

Die 74. Generaldebatte der UN-Vollversammlung ist so gut wie Geschichte. Sie lieferte historische Bilder, emotionale Appelle und eine Rede wie ein Sci-Fi-Drehbuch. Die Höhepunkte der hochrangigen Woche bei den Vereinten Nationen:

SCHLECHTES KLIMA: Unter den größten Schlagzeilen war eine Nicht-Begegnung: Klima-Aktivistin Greta Thunberg und US-Präsident Donald Trump - quasi die beiden Extreme im Spektrum der derzeitigen Diskussion um den Klimawandel - liefen in den Gängen der Vereinten Nationen aneinander vorbei. Trump schien Thunberg nicht zu bemerken, Thunberg schaute Trump sehr ernst hinterher.

Zuvor hatte Thunberg den Staats- und Regierungschefs beim UN-Klimagipfel mit einer Wutansprache ins Gewissen geredet, Trump hatte bei dem Gipfel nur wenige Minuten vorbeigeschaut. Von den Ergebnissen des Treffens zeigten sich Klima-Experten weltweit nicht begeistert.

JOHNSONS BIZARRE REDE: Man kann dem britischen Premier nicht vorhalten, dass er angesichts der politischen Krise Zuhause seinen Humor verliert. Johnson hielt bei der Generaldebatte eine Rede über die Zukunft. Er sprach von Amazons digitaler Assistentin Alexa, die mit «der Zunge schnalze und dem Fuß stampfe». Von Matratzen, die Alpträume überwachen. Und von «Terminatoren mit pinken Augen», die die Menschheit auslöschen. Das riss einige Diplomaten zu später Stunde aus dem Dämmerzustand.

Seinen Höhepunkt fand das Gelächter in der Halle, als «BoJo» seinen ganz eigenen Vergleich zum Mythos des Prometheus anstellte. Dieser wurde vom Göttervater Zeus damit bestraft, dass ihm ein Adler jeden Tag die - immer wieder nachwachsende - Leber aus dem Körper pickte. Johnson: «Das ging für immer so weiter. Ein bisschen wie beim Brexit in Großbritannien.» Als sich der Saal wieder beruhigt hatte, fügte er hinzu: «...wenn einige Parlamentarier ihren Willen bekämen.»

PATRIOTEN GEGEN GLOBALISTEN: «Die Zukunft gehört Patrioten», verkündete US-Präsident Trump bei seiner Rede gleich am ersten Tag der Generaldebatte. Zahlreiche andere Staats- und Regierungschefs positionierten sich danach deutlich gegen diese Einstellung, beispielsweise Frankreichs Präsident Emmanuel Macron oder Bundesaußenminister Heiko Maas mit seiner «Allianz für Multilateralismus».

EU-Ratspräsident Donald Tusk nutzte seinen vorerst letzten UN-Auftritt sogar gleich für eine ganze Gegenrede. Eine Auffassung wie die von Trump, den er nicht beim Namen nannte, aber auf den er deutlich erkennbar anspielte, sei «falsch und gefährlich». «Wenn die Mächtigen unserer Welt das nicht verstehen, werden sie nicht als Anführer in die Geschichte eingehen, sondern als fake Anführer.»

DIE IRAN-KRISE BLEIBT: US-Präsident Donald Trump und sein iranischer Kollege Hassan Ruhani gingen sich aus dem Weg. Ein Treffen in New York ist an der harten Haltung des Irans und den nicht minder harten Sanktionen der Amerikaner gescheitert - die Chance für eine Beruhigung des Konflikts: vorerst verpasst.

Die Krise bleibt gefährlich, die Gemengelage aber hat sich verschoben: Deutschland, Frankreich und Großbritannien scherten mit ihrer Mitteilung, Teheran trage Verantwortung für den Angriff auf eine Öl-Einrichtung in Saudi-Arabien, auf US-Linie ein. Die Trump-Administration feierte das als diplomatischen Erfolg.

MODISCHES-KLIMA-STATEMENT: Estlands Präsidentin Kersti Kaljulaid ist nicht gerade für exzentrische Auftritte bekannt. Zur Vollversammlung aber zog sie mit ihrer Kleiderwahl viele Blicke auf sich, denn sie trug bei ihrer Rede ein blaues Kleid mit einem weißen Umriss der Antarktis. «Polarregionen sind die Frontlinie der globalen Erwärmung aufgrund ihrer Empfindlichkeit und ihrer einzigartigen Lebensräume», erklärte sie auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.

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