THAILAND: In Thailand fällt bei der Reisernte jede Menge Reisstroh an, das von den Landwirten normalerweise verbrannt wird. Das ist nicht nur schlecht fürs Klima, sondern auch für die Gesundheit der unter der starken Luftverschmutzung leidenden Bevölkerung. Eine Jungunternehmerin steuert dagegen. Sie produziert aus dem von den Farmern als wertlos betrachteten Abfallstoff Papier und hat mit ihrer innovativen Idee das Interesse der Schweizer Fernsehgesellschaft SRF auf sich gerichtet, das über das Start-up-Unternehmen einen Beitrag im News-Magazin „10 vor 10“ in der Rubrik „Die Idee“ produzierte.
Für den Beitrag mit dem Titel „Mit Stroh Geld verdienen“ reist SRF-Korrespondent Lukas Messmer nach Lampang im hohen Norden des Landes und begleitet die Bäuerin Naree Inmapan und ihren Mann bei ihrer schweißtreibenden Arbeit auf dem Reisfeld. Fast 20 Millionen Tonnen Reis produziert Thailand pro Jahr, weshalb große Mengen an Reisstroh anfallen, die von den Bauern auf den Feldern verbrannt werden, weshalb große Landesteile während der Erntesaison unter starker Luftverschmutzung leiden, die zu Gesundheitsbeschwerden und wegen der schlechten Sicht in den betroffenen Gebieten sogar oft zu Flugstreichungen führt.
Jaruwan Khammuang, Ge-schäftsführerin der Fang Thai Factory, hat sich der hausgemachten Problematik angenommen und steuert mit ihrem Unternehmen dagegen: „Ich denke, wenn ich aus Reisstroh ein wertvolles Produkt mache, helfe ich den Farmern. Ich kann im Dorf bleiben und mit meiner Familie leben, weil meine Eltern Reis anbauen und ich ihren Abfall benötige. Wir profitieren also voneinander“, erklärt sie dem SRF-Korrespondenten.
Reisstroh verarbeiten statt verbrennen
Im Gegensatz zu den Farmern ist Reisstroh für Khun Jaruwan kein unnützer Abfall, sondern ein wertvoller Rohstoff aus dem sie chemiefreie und kompostierbare Verpackungen, Wegwerfgeschirr, Notizbücher und andere Produkte auf Papierbasis herstellt. Für drei Rappen pro Kilo kauft sie den Landwirten das Reisstroh ab – bis zu 300 Tonnen pro Ernte. Großes Potential haben Khun Jaruwan folgend ihre biologisch abbaubaren Einwegverpackungen. Besonders für Thailand, wo ansonsten alles in Plastik verpackt wird.
„Der weltweite Markt für diese Produkte ist riesig, weil die Menschen Teil einer Lösung sein wollen. Wenn wir Produkte aus Reisstroh herstellen, generiert das auch Einkommen für die Farmer“, verdeutlicht Khun Jaruwan die Win-Win-Situation, die aus ihrer Geschäftsidee resultiert.
Biologische Einwegverpackungen
18 Angestellte beschäftigt die Start-up-Unternehmerin in ihrer Reisstroh-Papierfabrik in Lampang. Ihre Produkte werden mittlerweile auch in einigen großen Shopping Malls in Bangkok angeboten. Unterstützung erfährt die Fang Thai Factory durch verschiedene Partnerschaften mit nationalen und internationalen Organisationen, Investoren, Forschungsinstituten, Lieferanten, Regierungsstellen, Nichtregierungsorganisationen sowie weiteren sozial ausgerichteten Unternehmen. So ist die Universität Chiang Mai zum Beispiel ihr wichtigster Partner in Bezug auf Produktdesign und F&E, indem sie Khun Jaruwans Unternehmen Labordienstleistungen bereitstellt. Finanzielle Unterstützung erfährt das Projekt zudem von der Bank for Agriculture and Agricultural Cooperatives (BAAC), die der Thai Fang Factory darüber hinaus auch einen kostengünstigen Vertrieb ermöglicht.
Der Beitrag „Die Idee – Mit Stroh Geld verdienen“ ist in der SRF-Mediathek unter www.srf.ch/sendungen/10vor10/die-idee-mit-stroh-geld-verdienen abrufbar. Weitere Informationen über die Thai Fang Factory auf Englisch erhält man auf der Webseite von SEED, ein Programm zur Förderung nachhaltiger Unternehmen der Vereinten Nationen (UN) unter https://seed.uno/enterprise-profiles/fang-thai-factory.
Leserkommentare
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