FREIBURG: Nach dem Aufdecken von Missbrauchsskandalen im Umfeld der katholischen Kirche in der Schweiz ist ein zweiter hoher Würdenträger in den Ausstand getreten. Gegen den Stellvertreter des Bischofs von Lausanne, Genf und Freiburg, Generalvikar Bernard Sonney, laufe eine Untersuchung, teilte die Diözese am Freitag mit. Vor zwei Wochen hatte bereits der Abt von St-Maurice, Jean Scarcella, wegen Missbrauchsvorwürfen vorläufig sein Amt niedergelegt. Der Churer Bischof Joseph Bonnemain war vom Vatikan mit einer Untersuchung beauftragt worden.
In der Schweiz sind Missbrauchsskandale innerhalb der katholischen Kirche erst Mitte September, viele Jahre nach ähnlichen Berichten in zahlreichen anderen Ländern, zum Thema geworden. Historikerinnen der Universität Zürich legten einen Bericht vor, in dem sie mindestens 1002 Fälle von mutmaßlichem sexuellem Missbrauch aufdeckten. Sie seien seit 1950 im Umfeld der römisch-katholischen Kirche passiert. Sie identifizierten 510 Beschuldigte und 921 Betroffene.
Die Diözese Lausanne, Genf und Freiburg kündigte an, «die Missbrauchsbekämpfung geht weiter». Sie blieb aber in einer am Freitag veröffentlichten Mitteilung auf ihrer Webseite schwammig: Der Generalvikar ziehe sich «nach einer Meldung» zurück, hieß es im unteren Teil der Mitteilung, die sich zunächst um den Gesundheitszustand des Bischofs dreht. Bei der genannten «Meldung» geht es um Anschuldigungen eines mutmaßlichen Opfers, das sich in einem Brief an den Bischof gewandt hatte, wie bei einer Pressekonferenz präzisiert wurde. Zudem sei ein im Ausland angeklagter Priester aus der Diözese suspendiert worden.