Missbrauchsskandal in Frankreichs Kirche

Weiterer Bischof gesteht

Foto: Pixabay/Publicdomainpictures
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STRAßBURG: Im Missbrauchsskandal in Frankreichs katholischer Kirche hat ein weiterer ehemaliger hoher Geistlicher ein Geständnis abgelegt. Der ehemalige Erzbischof von Straßburg, Jean-Pierre Grallet (81), habe «unangemessene Gesten» einer erwachsenen jungen Frau gegenüber eingeräumt, zu denen es Ende der 1980er Jahre gekommen sei, teilte die französische Bischofskonferenz am Mittwoch mit, wie der Sender France Info berichtete. «Eine kirchenrechtliche Untersuchung ist derzeit im Gange und es wurde eine Meldung an die Ziviljustiz gemacht», erklärte die Bischofskonferenz demnach. Es werde Aufgabe der Ermittler sein, die genaue Art der Tat festzustellen.

Vor zehn Tagen erst hatte ein ähnliches Geständnis von Kardinal Jean-Pierre Ricard, einem der höchsten katholischen Geistlichen in Frankreich, Schockwellen ausgelöst. Er habe sich in den 1980er Jahren einem 14-Jährigen Mädchen gegenüber «auf verwerfliche Weise verhalten», hatte der 78-Jährige eingeräumt. Insgesamt seien in Frankreich zehn zumeist ehemalige Bischöfe in Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen ins Visier der Justiz oder innerkirchlicher Ermittlungen geraten, erklärte die Bischofskonferenz.

Die Kirche in Frankreich hat eine Missbrauchsproblematik großen Umfangs aufzuarbeiten. Eine vergangenes Jahr vorgelegte Studie kam zu dem Schluss, dass in der katholischen Kirche in dem Land seit den 1950er Jahren hochgerechnet 216.000 Kinder und Jugendliche Opfer von sexuellem Missbrauch geworden sind. Unter Einbeziehung der von der Kirche betriebenen Einrichtungen wird von 330.000 Opfern ausgegangen. Nur wenige Betroffene gaben sich aber der Kirche oder Behörden gegenüber als Opfer zu erkennen.

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Norbert K. Leupi 17.11.22 23:30
Kirchliche Einrichtungen / Herr Ling Uaan
zu Ihrem Comment zu kirchlichen Einrichtungen ( Kindergärten etc.) habe ich heute noch folgende Meldung in einer Schweizer Tageszeitung entnommen : Nonnen prügelten auf Kinder ein ! Auf Ischia ( Italien ) wurden vier Nonnen einer kirchlichen Einrichtung für Kinder wegen Gewalt an Minderjährigen verhaftet . Es handle sich um die Chefin und drei Mitschwestern , teilten die Behörden mit .Auf einem beschlagnahmten Video sei zu sehen , wie eine der Ordensschwester einen vierjährigen ohrfeige und an den Haaren ziehe , während andere dabei zusähen . Als der 8-jährige Bruder des Opfers einschreiten wollte , sei auch er blutig geschlagen worden ! ( sda )
Beat Sigrist 17.11.22 23:26
@ Andy Kanne
Das Wort infantil bedeutet: kindlich. Meine Bemerkung wegen einem deutschen Papst war nicht kindlich oder beleidigend, sondern entspricht zu 100 % der Wahrheit. Die Wahrheit kann manchmal schmerzlich sein, aber man sollte die Wahrheit auch anerkennen können.In jedem deutschen seriösen Geschichtsbuch von der Nachkriegszeit kann man dies nachlesen, oder soll ich ihnen noch ein Originalfoto zusenden von seiner Jugendzeit, mit dem damaligen Zeichen auf seinem Hemd und der gestreckten Hand? Ihren Zeilen könnte man entnehmen, dass Sie die Vergangenheit von dieser Person lieber verleugnen möchten. Und genau darum geht es, dass in der heutigen Zeit endlich alle Fakten zum Glück auf den Tisch gelegt werden können und nichts verheimlicht werden muss. Wenn Sie das geschrieben wahre Wort als Angriff definieren, dann haben Sie leider nichts dazu gelernt.
Ling Uaan 17.11.22 21:00
… staatlichen Zuwendungen für immer stoppen !
Ja, wenn das nur so einfach wäre, Khun Leupi.

Diese Zuwendungen sind die Gegenleistung für die Säkularisation vor gut 200 Jahren. Der Kirche gehörten ja damals ca. 1/3 von Grund und Boden in Deutschland – in Österreich und der Schweiz wird es nicht groß anders gewesen sein. Die Kirche wurde damals weitestgehend enteignet, die Blaublütigen haben sich fast alles unter den Nagel gerissen und wir zahlen und zahlen und zahlen …

Die Kirche wäre angeblich bereit das bestehende System abzulösen, da wäre dann aber ein mehrstelliger Milliardenbetrag Ablöse fällig. Da müssten wir schon das nächste Sondervermögen schaffen. Den Schuh zieht sich kein Politiker an, lieber klamm heimlich immer weiter zahlen.

Hinzu kommen noch Zahlung für das betreiben von Kindergärten, Krankenhäusern usw. Ja, ja, ich weis schon Kindergärten, für die massenhaften sexuellen und sonstigen Übergriffe zahlen wir auch noch.

Ich habe es ja hier schon mehrmals geschrieben, die größte Verbrecherorganisation die je existierte und bis heute ungeschoren davongekommen ist.
Andy Kanne 17.11.22 15:39
Kirche
Seit Bestehen der "DDR" kam es in den Jugendhöfen, in ca 40 Jahren, zu Hunderttausenden von Fällen an sexuellen Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen.
Dies wird jedoch tot geschwiegen.
In den Schulen in Deutschland, in den 50ziger und 60ziger Jahren, kam es zu täglichen Missbrauchsfällen; die Prügelstrafe war an der Tagesordnung.
Auch dies wird totgeschwiegen.
Nur über die kath. Kirche, die sich natürlich selbst als willfähiges Opfer darstellt, wird berichtet.
Damit jedoch kein falsches Bild aufkommt, ich entschuldige diese Fälle nicht, aber scheinheilige Entrüstung hilft niemand.
@Sigrist
Ihre infantilen, um nicht zu sagen beleidigenden, Angriffe auf einen deutschen Papst hätten Sie sich sparen können.
Norbert K. Leupi 17.11.22 15:10
" Der Stachel im Fleisch "
Nur ein " Massen-Exodus " der über einer Milliarde scheinheiligen Gläubigen kann die Ideologie dieses schandhaften Vereins und den Dienst an Gott und den Mammon auf die Strecke bringen ! Und die Politik muss die staatlichen Zuwendungen für immer stoppen !
Ingo Kerp 17.11.22 13:50
Die von den Priestern, die sich als Dreckbären erweisen gepredigte Nächstenliebe, erweist sich in zigtausendfachen Fällen als falsch ausgelegte Liebe, die dann eben ein widerliches Verbrechen darstellt. Es gibt natürlich keine Studie darüber aber, es koennte sein, das beim Wegfallen des widernatürlichen Zoellibats, etliche Vergehen verhindert werden koennten.