Minister beraten zu Coronavirus

Hotelgäste auf Teneriffa isoliert

ROM (dpa) - Ein italienischer Urlauber wird auf Teneriffa positiv auf das neue Coronavirus getestet - mit Folgen für ein Hotel mit rund 1.000 Gästen. Auch Österreich und Kroatien melden erste Fälle.

Vor einem Treffen von europäischen Gesundheitsministern in Rom zum Coronavirus hat sich die Lage in mehreren Ländern zugespitzt. Auf der spanischen Urlaubsinsel Teneriffa ist nach einem bestätigten Sars-CoV-2-Fall ein großes Hotel praktisch unter Quarantäne gestellt worden. Rund 1.000 Touristen seien in dem Ort Adeje im Südwesten der Kanareninsel von der Maßnahme betroffen, berichtete das spanische Fernsehen am Dienstag. Darunter sind vermutlich auch Deutsche. Das Hotel werde von der Polizei bewacht, bis alle Menschen darin getestet worden seien, so die Zeitung «El Mundo». Auch Österreich und Kroatien meldeten die ersten nachgewiesenen Coronavirus-Fälle.

Auf Teneriffa war ein Besucher aus Italien positiv auf das neue Virus getestet worden, wie das spanische Gesundheitsministerium mitteilte. Bei dem Mann handelt es sich den Angaben zufolge um einen 69-Jährigen aus der Lombardei. Die Region ist das im Moment am stärksten von dem Virus betroffene Gebiet in Norditalien. Der Mann, der mit seiner Ehefrau Urlaub auf Teneriffa gemacht habe, liege jetzt isoliert in einem Krankenhaus auf der Insel. Spanischen Medienberichten zufolge soll der Italiener - ein Arzt aus der Lombardei - fast eine Woche in dem Hotel Urlaub gemacht haben, bevor er Symptome zeigte und sich dann selbst ins Krankenhaus begab.

«Wir müssen davon ausgehen, dass sich unter den von den Quarantänemaßnahmen Betroffenen auch deutsche Staatsangehörige befinden», hieß es am Dienstag aus dem Auswärtigen Amt.

Man habe alle Empfehlungen der Behörden umgesetzt, um die Sicherheit und das Wohlergehen von Kunden und Mitarbeitern zu gewährleisten, teilte das betroffene Hotel H10 Costa Adeje Palace mit. Nach einem Bericht des Fernsehsenders Antena 3 wurden die Hotelgäste aufgefordert, bis auf weiteres in ihren Zimmern zu bleiben. Ärzte sollen die Gäste vor Ort untersuchen. «Es sind alle nervös, und die Situation ist kompliziert», zitierte der Sender eine Mitarbeiterin des Hotels.

Am Nachmittag wollte sich Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in Rom mit Amtskollegen aus Italien, Österreich, Slowenien, der Schweiz, Kroatien, Frankreich und EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides treffen. Erwartet wird, dass die Minister beraten, wie sie auf die Ausbreitung von Sars-CoV-2 reagieren. Spahn hatte am Montag gesagt, ein Virus mache an Landesgrenzen nicht halt. «Die Corona-Epidemie ist als Epidemie in Europa angekommen.»

In Italien ist die Ausbreitung des Erregers - trotz drastischer Maßnahmen - in immer mehr Regionen nachgewiesen. Auf Sizilien gebe es den ersten Fall in Süditalien, teilte Zivilschutzchef Angelo Borrelli am Dienstag in Rom mit. Auch in Südtirol wurde ein Infizierter gemeldet, in der Toskana zwei.

Insgesamt stieg die Zahl der Angesteckten in Italien auf rund 280, am Vorabend waren es noch etwas mehr als 220. Wie es zu so einem rasanten Ausbruch kommen konnte, ist immer noch nicht bekannt. Die meisten Erkrankten meldet die nördliche Region Lombardei, gefolgt von Venetien, der Emilia-Romagna, dem Piemont und Latium.

Italien ist aktuell mit Abstand das Land mit den meisten erfassten Fällen in Europa. In der besonders schwer betroffenen Lombardei wurden zehn Gemeinden in der Provinz Lodi zu Sperrzonen erklärt. Dort kontrollieren Sicherheitskräfte, wer rein und raus darf.

Die Gefahr einer Ansteckung mit dem Virus ist nach einer neuen ECDC-Einschätzung für Europäer derzeit «niedrig bis moderat». Als «moderat bis hoch» schätzt das Zentrum das Risiko ein, dass sich Fälle wie derzeit in Italien auch anderswo häufen.

In Österreich sind die ersten zwei Menschen positiv auf den Erreger getestet worden. Das erklärte Tirols Landeschef Günther Platter am Dienstag gegenüber der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Eine betroffene Person stamme offenbar aus der Lombardei. Die beiden 24-Jährigen seien nicht lebensbedrohlich erkrankt, sondern litten bisher nur an Fieber. Die Patienten hatten sich selbst an die Leitstelle Tirol gewandt und ihre Symptome geschildert.

In Kroatien wurde eine Ansteckung bei einem Mann nachgewiesen, der zuvor einige Tage in Italien gewesen war. Er halte sich mit leichten Symptomen in einem Krankenhaus in Zagreb auf, teilte Ministerpräsident Andrej Plenkovic am Dienstag mit.

Unterdessen bleibt die Lage in China angespannt. Wie die Pekinger Gesundheitskommission am Dienstag mitteilte, kamen weitere 71 Menschen ums Leben. Die Gesamtzahl der Opfer in China stieg damit auf 2.663. Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen kletterte um 508 auf 77.658. Seit einer neuerlichen Änderung der Zählweise vor knapp einer Woche hat sich der tägliche Anstieg der neuen Infektionen in China deutlich reduziert. Experten gehen allerdings weiter von einer hohen Dunkelziffer aus.

Auch in Südkorea stieg die Zahl der neuen Infektionsnachweise weiter an: innerhalb von 24 Stunden um 144 Fälle auf nun 977. Die Zahl der Todesfälle stieg auf zehn.

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