Mindestens vier Tote bei Angriff auf Kinderkrippe

Polizeifahrzeuge stehen vor der Kinderbetreuungseinrichtung Cantinho Bom Pastor in Blumenau. Foto: epa/Savio James
Polizeifahrzeuge stehen vor der Kinderbetreuungseinrichtung Cantinho Bom Pastor in Blumenau. Foto: epa/Savio James

BLUMENAU: Ein 25-Jähriger dringt in eine Einrichtung im von deutschen Einwanderern geprägten Süden Brasiliens ein und greift Kinder an - vier sterben. Der Täter war bereits zuvor auffällig geworden. Was war sein Motiv?

Bestürzung, Trauer und offene Fragen im Süden Brasiliens: Nach dem bewaffneten Angriff in einer Krippe mit vier toten Kindern in der von deutschen Einwanderern gegründeten und geprägten Stadt Blumenau halten Familienmitglieder, Freunde und Bewohner in einer Kapelle im Stadtzentrum die Totenwache für die vier bis sieben Jahre alten Opfer. Dies berichtete die brasilianische Zeitung «Folha de S. Paulo» in der Nacht auf Donnerstag.

Die Behörden ermitteln zu den Hintergründen. Der 25 Jahre alte Angreifer aus dem benachbarten Bundesstaat Paraná war nach Angaben der Militärpolizei und der Stadt Blumenau am Mittwochmorgen mit einem Beil bewaffnet in eine private Kinderkrippe eingedrungen, wo er die Kinder attackierte. Vier Kinder starben, weitere wurden verletzt und zur Behandlung in Krankenhäuser von Blumenau gebracht. Sie befanden sich laut Polizei in einem stabilen Zustand.

Nach der Tat hatte sich der Mann demnach auf der Wache gestellt. Er wurde festgenommen und der Zivilpolizei übergeben. «Die Tat steht nicht im Zusammenhang mit anderen kriminellen Praktiken», hatte der Kommissar der zivilen Polizei des Bundesstaates Santa Catarina, Ulisses Gabriel, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz gesagt. «Sie ist auch nicht koordiniert, etwa durch soziale Netzwerke oder Gespräche zwischen Kriminellen.» Gabriel betonte, dass es sich um einen Einzelfall handele.

Das Motiv des 25-Jährigen war zunächst nicht bekannt. Er war bereits mehrmals auffällig geworden, unter anderem, weil er seinen Stiefvater niedergestochen hatte. Nun muss er sich laut Gabriel für vierfachen Mord und drei Mordversuche verantworten.

Blumenau rief 30 Tage Trauer aus. Der Unterricht im öffentlichen Bildungsnetz am Mittwoch und Donnerstag wurde abgesagt. Bei der Wiederaufnahme am Montag sollen Stadtwache und Militärpolizei in der Umgebung der Schulen patrouillieren.

«Es gibt keinen größeren Schmerz als den einer Familie, die ihre Kinder oder Enkelkinder verliert - erst recht bei einem Gewaltakt gegen unschuldige und wehrlose Kinder», schrieb der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva auf Twitter. «Mein Beileid und meine Gebete gelten den Familien der Opfer und der Gemeinde Blumenau angesichts der Ungeheuerlichkeit, die sich in der Kindertagesstätte «Bom Pastor» ereignet hat.»

Nicht einmal zehn Tage zuvor war bei einem Messerangriff an einer Schule in der brasilianischen Metropole São Paulo eine Lehrerin gestorben, weitere Opfer wurden verletzt. Ein 13-Jähriger wurde festgenommen.

Verglichen mit anderen Ländern sind derartige Attacken im größten Staat Lateinamerikas eher selten. Brasilien gehört zu den Ländern mit den meisten Gewaltverbrechen, aber die überwiegende Zahl davon geht auf organisiertes Verbrechen, Kleinkriminelle und Polizeigewalt zurück.

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