Mindestens neun Tote bei Anschlag in Kabul

Afghanische Sicherheitskräfte kontrollieren einen Passanten. Foto: epa/Muhammad Sadiq
Afghanische Sicherheitskräfte kontrollieren einen Passanten. Foto: epa/Muhammad Sadiq

KABUL (dpa) - Wieder hat ein Attentäter die schiitische Gemeinde in Kabul angegriffen - diesmal explodierte die Bombe nahe einer Moschee, neben der sich Hunderte Menschen zu einer Todestagsfeier versammelt hatten. Steckt der IS dahinter?

Bei einem Selbstmordattentat auf eine Versammlung in der Nähe einer schiitischen Moschee sind in der afghanischen Hauptstadt Kabul mindestens neun Menschen getötet worden. Das sagte ein Sprecher des Innenministeriums, Nasrat Rahimi, am Freitag. Weitere sieben seien verletzt worden. Ein Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums sprach von mindestens 13 Verletzten.

Der Attentäter hatte es demnach auf eine Versammlung zum 23. Todestag eines prominenten Führers der schiitischen Hasara-Gemeinschaft, Abdul Ali Masari, abgesehen. Hunderte Menschen hatten sich dafür auf dem Musalai-Schahid-Masari-Platz gleich neben der großen Al-Sara-Moschee im Schiitenviertel Dascht-e Bartschi im Westen von Kabul versammelt. Der Attentäter habe seine Bombe etwa 300 Meter von der eigentlichen Versammlung entfernt gezündet, nachdem Sicherheitskräfte ihn als Gefahr erkannt hätten, sagte Rahimi.

Wer hinter der Tat steckt, blieb zunächst unklar. Die sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat 2017 zahlreiche Anschläge auf schiitische Moscheen und Versammlungen verübt. Im Oktober waren bei einem Selbstmordattentat auf eine schiitische Moschee in demselben Viertel 71 Menschen getötet worden. Im Dezember starben bei einem IS-Angriff auf ein Kulturzentrum in der Gegend mehr als 40 Menschen.

Die UN hatten in ihrem jüngsten Bericht zu den zivilen Opfern der Konflikte in Afghanistan vor der wachsenden Gewalt gegen Schiiten gewarnt. 2017 hatten sie allein acht Angriffe auf schiitische Moscheen mit mindestens 418 Toten und Verletzten registriert, die meisten davon in Kabul. Die UN zählen dabei eher konservativ.

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