Explosion nahe Schule - mindestens 33 Tote

Rettungskräfte bei der Bergung der Veletzten. Foto: epa/Hedayatullah Amid
Rettungskräfte bei der Bergung der Veletzten. Foto: epa/Hedayatullah Amid

KABUL: Ein Anschlag nahe einer Schule in der afghanischen Hauptstadt Kabul sorgt für Entsetzen. Ein großer Teil der Opfer sind junge Mädchen, die gerade die Schule verließen.

Bei einer Explosion nahe einer Schule in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind am Samstag mindestens 33 Menschen getötet worden. Mindestens 55 weitere wurden verletzt, wie ein Sprecher des Innenministeriums mitteilte. Was die Explosion auslöste, war zunächst nicht klar. Bei den Opfern soll es sich um Zivilisten handeln, zum großen Teil junge Mädchen.

Augenzeugen berichteten von Raketeneinschlägen in einer mehrheitlich von Schiiten bewohnten Gegend im Westen der Stadt. In anderen Berichten war von einer Autobombe die Rede. Der Bereich sei abgesperrt worden, berichtete das Innenministerium, ohne Details zu nennen. Fernsehbilder zeigten am Boden verstreute Rucksäcke, blutbefleckte Schulhefte und Menschen, die verzweifelt ihre Angehörigen suchten.

Die Nichtregierungsorganisation Emergency teilte auf Twitter mit, in das von ihr betriebene Krankenhaus in Kabul seien eine tote Person und 26 Verletzte eingeliefert worden. Die Opfer seien fast alle Mädchen zwischen zwölf und 20 Jahren.

Es gab Befürchtungen, die Zahl der Opfer könnte weiter steigen. Der gut vernetzte Journalist Bilal Sarwari schrieb auf Twitter, mindestens 53 Menschen seien umgekommen und mehr als 150 verletzt worden.

In dem Stadtteil, in dem sich der Anschlag ereignete und der vor allem von schiitischen Hasara bewohnt wird, fanden in der Vergangenheit immer wieder schwere Angriffe auf zivile Einrichtungen wie Bildungszentren oder etwa Sportclubs statt. Viele davon reklamierte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für sich. Sunnitische Extremisten wie die Mitglieder der IS-Terrormiliz bekämpfen Schiiten als Abtrünnige.

In der Hauptstadt Kabul gab es lange Zeit keine größeren Bombenanschläge mehr, seitdem die militant-islamistischen Taliban mit den USA im Vorjahr ein Abkommen unterzeichnet hatten. Stattdessen wurden viele Politiker, Geistliche sowie Intellektuelle gezielt getötet.

Zunächst bekannte sich niemand zu dem Angriff. Die Taliban bestritten eine Involvierung. Ein Sprecher des Innenministeriums schrieb auf Twitter, es gebe keine Zweifel, dass der Anschlag eine Aktion der Taliban gewesen sei.

Auch Präsident Aschraf Ghani beschuldigte die Taliban. Diese hätten erneut gezeigt, dass sie nicht nur nicht bereit seien, die Krise friedlich zu lösen, sondern vielmehr den Friedensprozess so sabotieren würden, hieß es in einer Mitteilung des Präsidentenpalastes. Die afghanische Regierung befindet sich seit September des Vorjahres in Friedensgesprächen mit den Taliban. Allerdings treten diese auf der Stelle.

Der US-Botschafter in Kabul, Ross Wilson, bezeichnete den Anschlag als «abscheulich». Dieser «unverzeihliche Angriff» auf Kinder sei ein Angriff auf die Zukunft Afghanistans. Die EU verurteilte die Tat ebenfalls und sprach von einer Attacke auf alle Menschen weltweit, die für die Rechte von Frauen und Mädchen einstehen sowie für das Recht auf Bildung.

Beobachter befürchteten rund um den 1. Mai und in weiterer Folge eine Verschlechterung der Sicherheitslage in Afghanistan. Das Datum markiert den offiziellen Beginn des Abzugs der internationalen Truppen aus Afghanistan. Dieser soll bis spätestens 11. September abgeschlossen sein.

Die Zeit nun sehen viele als Test, ob die afghanischen Sicherheitskräfte, die jahrelang von den US- und Nato-Truppen ausgebildet und im Kampf unterstützt wurden, die Regierung verteidigen und für Sicherheits im Land sorgen können.

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