Millionenstrafe in Ausspäh-Prozess für Ikea-Frankreich gefordert

Eine lange Schlange bildet sich vor dem Ikea-Einzelhandelsgeschäft in Paris. Foto: epa/Ian Langsdon
Eine lange Schlange bildet sich vor dem Ikea-Einzelhandelsgeschäft in Paris. Foto: epa/Ian Langsdon

PARIS: In der Affäre um das Ausspähen von Personal und Kundschaft hat die Staatsanwaltschaft Versailles eine Strafe von zwei Millionen Euro für Ikea-Frankreich gefordert. Das Gericht solle eine starke Botschaft an alle Firmen senden, zitierte die französische Nachrichtenagentur AFP die zuständige Staatsanwältin am Dienstag.

Für einen ehemaligen Geschäftsführer sowie einen ehemaligen Direktor des französischen Ablegers des schwedischen Möbelhausgiganten forderte die Staatsanwaltschaft demnach jeweils eine Haftstrafe von drei Jahren, davon zwei auf Bewährung. Unter dem Geschäftsführer sei die Bespitzelungspolitik eingeführt worden. Die Verhandlungen in Versailles bei Paris sollen am Freitag zu Ende gehen.

Das französische Enthüllungsblatt «Canard Enchaîné» hatte 2012 über eine systematische Bespitzelung berichtet. Die Sicherheitsabteilung der französischen Ikea-Tochter hatte demnach 2003 eine private Sicherheitsfirma gegen Bezahlung beauftragt, dem Unternehmen teils vertrauliche Daten über Personal und Bewerberinnen und Bewerber zu übermitteln - etwa Angaben zu möglichen Vorstrafen oder Bankauszüge. Ähnliche Auskünfte sollen auch zur Kundschaft verlangt worden sein, die mit Ikea im Rechtsstreit lag. Die Gewerkschaft FO hatte daraufhin Anzeige gegen Unbekannt wegen der illegalen Verwendung von Personaldaten erstattet.

Der schwedische Konzern hatte sich von den in Frankreich vorgeworfen Praktiken distanziert. Ikea-Frankreich teilte wenige Wochen nach Bekanntwerden der Vorwürfe mit, eine interne Untersuchung habe ergeben, dass Maßnahmen «nicht die Werte und die Ethik des Unternehmens respektiert haben». Interne Reformen sollten folgen.

Das Ausspähsystem soll sich AFP zufolge über das gesamte Gebiet Frankreichs erstreckt haben. Die externe Sicherheitsfirma soll demnach zwischen 30.000 und 600.000 Euro im Jahr von Ikea-Frankreich erhalten haben. Obwohl das System weiter zurückreiche, müssten sich die Angeklagten lediglich für die Jahre 2009 bis 2012 verantworten.

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