Barmbek-Messerstecher gesteht Tat

Foto: epa/Marius Roeer
Foto: epa/Marius Roeer

HAMBURG (dpa) - Gut fünf Monate nach dem Messerattentat in einem Hamburger Supermarkt mit einem Toten und sechs Verletzten hat der angeklagte Palästinenser die Bluttat gestanden.

Der Anwalt des abgelehnten Asylbewerbers verlas am Freitag zu Prozessbeginn vor dem Staatsschutzsenat des Hanseatischen Oberlandesgerichts ein Geständnis. «Er bekennt sich in allen Anklagepunkten ausdrücklich schuldig», erklärte er. «Die Taten hatten aus seiner Sicht einen religiösen Hintergrund.»

Laut Bundesanwaltschaft handelte der Täter aus einer islamistischen Gesinnung heraus. Ihm sei es darum gegangen, so viele deutsche Staatsangehörige christlichen Glaubens wie möglich zu ermorden. Die Vertreterin der Bundesanwaltschaft sagte bei der Verlesung der Anklage: «Er fällte diesen Entschluss als Beitrag für den weltweiten Dschihad.»

Die Anklage hält ihn auf Grundlage eines vorläufigen Gutachtens für voll schuldfähig und wirft Ahmad A. Mord sowie versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung in sechs Fällen vor.

Ein Polizeibeamter, der ihn zuerst vernahm, sagte vor Gericht: «Ich hatte nicht den Eindruck, dass ihn diese Tat belastet.» Wichtiger seien dem Täter in diesem Moment seine eigenen körperlichen Beschwerden gewesen. Er hatte Verletzungen erlitten, als Passanten ihn stellten.

Ein Kollege ergänzte, bei der Vernehmung sei klar geworden, dass Ahmad A. gerne noch mehr Menschen getötet hätte. «Man hat gemerkt, dass er stolz war», sagte der 36-Jährige. Als der Messerstecher die Zahl seiner Opfer erfahren habe, sei er erfreut gewesen. Er habe auch berichtet, dass er vor der Messerattacke über ein Attentat mit einem Lastwagen oder einem Auto nachgedacht hatte.

Sein Anwalt sagte, der Angeklagte habe unter einer sehr großen Anspannung gestanden, aus der heraus er die Taten begangen habe. Ahmad A. wollte keine Fragen zum Tathergang beantworten.

Auch zu seinem Konsum von Alkohol oder Drogen, seiner Hinwendung zur Religion oder zum Islamischen Staat (IS) sagte er nichts. Auf seine Aussagen in den ersten Vernehmungen ging er nicht ein, sagte lediglich: «In den ersten drei Tagen war ich verletzt und konnte mich nicht konzentrieren.»

Dafür gab er Auskünfte zu seinem Lebenslauf. Demnach hatte er angefangen, Zahnmedizin zu studieren, aber dann abgebrochen. Seine Mutter sei Lehrerin. Nach Deutschland kam er nach eigenen Angaben, um arbeiten und auf eigenen Beinen stehen zu können. Auch die westliche Lebensweise sei anfangs ein Grund gewesen. Doch dann sei er damit nicht zurecht gekommen. «Ich hatte den Eindruck, dass ich nicht willkommen bin», erklärte er laut Dolmetscher.

Ahmad A. hatte laut Anklage in einer Edeka-Filiale ein Messer aus der Auslage genommen und unvermittelt auf einen Kunden eingestochen. Der 50-Jährige starb noch am Tatort. Anschließend verletzte der Messerstecher sechs weitere Menschen. In seiner Flüchtlingsunterkunft wurde eine kleine, selbstgebastelte IS-Fahne gefunden. Doch die Terrormiliz hat sich nicht zu der Messerattacke bekannt.

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Ingo Kerp 13.01.18 14:15
Immer wieder estaunlich zu lesen, das abgelehnte Asylbewerber Straftaten begehen. Sie sind abgelehnt, wieso sind sie nicht abgeschoben, sondern leben noch in DE? Da läuft einiges nicht richtig in DE.