Krisen und Wirtschaft im Mittelpunkt

Merkel in Südafrika

PRETORIA (dpa) - Die Kanzlerin will bei Deutschlands wichtigstem Handelspartner auf dem afrikanischen Kontinent Impulse setzen. Neben der Sicherheitspolitik geht es auch um die Wirtschaftsbeziehungen.

Begleitet von den Hoffnungen der deutschen Industrie auf wichtige Impulse beginnt Kanzlerin Angela Merkel an diesem Donnerstag ihre Südafrika-Reise. In der Hauptstadt Pretoria wird sie am Morgen (09.00 Uhr) vom südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa mit militärischen Ehren empfangen.

Beim anschließenden Meinungsaustausch dürften die Krisen im Bürgerkriegsland Libyen und in der Sahel-Zone eine wichtige Rolle spielen. Ramaphosa übernimmt direkt nach dem Besuch Merkels beim Gipfel der Afrikanischen Union (AU) in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba den AU-Vorsitz vom ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi. Südafrika ist wie Deutschland G20-Mitglied und nichtständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat. m

Zweites wesentliches Thema der Gespräche der Kanzlerin in Pretoria ist eine Vertiefung der wirtschaftlichen Beziehungen. Deutschland war 2018 nach China und vor den USA mit einem Volumen von etwa 17 Milliarden Euro zweitwichtigster Handelspartner Südafrikas. Merkel wird von einer größeren Wirtschaftsdelegation begleitet.

«Das Land bleibt Sprungbrett für den Kontinent», betonte Stefan Mair, Mitglied der Hauptgeschäftsführung beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Um diese Attraktivität zu wahren, seien aber weitere Anstrengungen des Kap-Staates nötig: «Deutsche Unternehmen benötigen Energiesicherheit, politische Zuverlässigkeit sowie gut ausgebildete Fach- und Führungskräfte; bestehende Investitionsvorhaben der südafrikanischen Regierung müssen zügig umgesetzt werden», forderte er. Deutsche Unternehmen beklagten Defizite des südafrikanischen Staats und seiner Verwaltung, so Mair.

Viel Potenzial zur verstärkten Zusammenarbeit wird etwa im Bereich der Erneuerbaren Energien gesehen. Südafrika - das bisher vor allem auf Kohlekraft setzt - leidet zur Zeit unter einer schweren Energiekrise, die die Konjunktur im Land stark beeinträchtigt. In dieser Woche musste der staatliche Stromversorger erneut bestimmte Ortsteile mehrere Stunden lang gezielt vom Netz nehmen («load shedding»), um eine Überlastung zu vermeiden.

Am Mittag (12.45 Uhr) wollte die Kanzlerin gemeinsam mit Ramaphosa an einem Treffen von Wirtschaftsvertretern beider Länder teilnehmen. Zu Ihrer Delegation wird auch Siemens-Chef Joe Kaeser gehören, der nach der Hauptversammlung seines Konzerns nachreisen will. Zudem ist ein gemeinsamer Besuch des bei Pretoria gelegenen Montagewerks des Automobilherstellers BMW geplant. Am «Future Africa Campus» der Universität Pretoria will Merkel danach zu einem Gedankenaustausch mit Studenten zusammenkommen.

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