Mercedes fährt sich für Konstrukteurs-WM warm

Vettel wird Dritter

Finnischer Formel-1-Fahrer Valtteri Bottas von Mercedes. Foto: epa/Sebastiao Moreira
Finnischer Formel-1-Fahrer Valtteri Bottas von Mercedes. Foto: epa/Sebastiao Moreira

SÃO PAULO (dpa) - Lewis Hamilton? Sebastian Vettel? Nein! Valtteri Bottas beendet den ersten Formel-1-Trainingstag beim Großen Preis von Brasilien mit der Bestzeit. Für die Silberpfeile sieht es gut aus mit dem vorzeitigen Gewinn des Teamtitels. Bitter läuft es für Nico Hülkenberg.

Knapp zwei Wochen nach seiner fünften WM-Krönung hat Lewis Hamilton bei seiner ersten Formel-1-Ausfahrt die Bestzeit zum Großen Preis von Brasilien hauchdünn verpasst. Dem Briten fehlten am Ende des ersten Trainingstags auf dem Autódromo José Carlos Pace gerade einmal 0,003 Sekunden auf seinen Mercedes-Teamkollegen Valtteri Bottas. Das Silberpfeil-Duo ließ damit am Freitag keinen Zweifel aufkommen, dass es im vorletzten Saisonrennen den Gewinn der Konstrukteurs-WM perfekt machen will.

Sebastian Vettel und sein Ferrari-Stallrivale Kimi Räikkönen müssen bei noch 86 zu vergebenden Punkten alleine in Interlagos mindestens 13 Punkte auf Hamilton und Bottas gutmachen, sonst geht der Teamtitel zum fünften Mal nacheinander nach England. Vettel schloss Tag eins allerdings nur als Dritter ab, Räikkönen wurde Sechster.

«Es war okay, wir hatten ordentliche Runden. Die größte Sorge, die wir hatten, war eine kleine Schraube, die sich gelockert hatte und zwischen meinen Beinen war. Am Ende haben wir sie aber gefunden», resümierte Vettel. «Wir müssen immer noch den Wagen verbessern, weil er sich noch nicht gut anfühlt.»

Max Verstappen war nach seiner Bestzeit im ersten Training zunächst zum Zuschauen gezwungen. Sein Red Bull musste wegen eines Öllecks repariert werden, erst nach 45 Minuten konnte der 21-Jährige auf die Strecke. Für Verstappen reichte es noch zu Position fünf.

Einen schwarzen Tag erwischte Nico Hülkenberg. Nach knapp zehn Minuten im zweiten Durchgang krachte der Emmericher, der 2010 in Interlagos seine einzige Karriere-Pole geholt hatte, mit seinem Renault in die Leitplanke. Die rechte Front war demoliert, der Wagen musste mit einem Kran geborgen werden. Für Hülkenberg war damit der Arbeitstag auf dem Asphalt vorzeitig beendet.

Vettel blieb bei seinen ersten beiden Aufwärmübungen in Schlagdistanz zur Spitze. Nach der erneuten Niederlage im Titelduell mit Hamilton stellt sich für den Hessen allerdings längst die Frage: Wie will Ferrari 2019 die Wende schaffen?

Nach Einschätzung von Teamchef Maurizio Arrivabene nicht mit Umwälzungen. «Ein Team, das funktioniert, braucht nur Verstärkungen, keine Revolution. Ich persönlich habe stets an Evolution statt Revolution geglaubt», sagte der frühere Tabak-Manager Arrivabene, der seit Ende 2014 die Erfolge und Misserfolge der Scuderia an vorderster Front zu verantworten hat.

Diese Saison mit bislang sechs Pole Positionen und sechs Rennsiegen ist die erfolgreichste der Italiener seit 2008, als sie letztmals die Konstrukteurs-WM gewannen. Für Ferrari zählen aber nur Titel. «Ich glaube, uns fehlt die Gewohnheit des Gewinnens», meinte Arrivabene, der mit dem neuen Ferrari-Boss Louis Camilleri schon früher zusammenarbeitete. Für Mercedes indes seien Doppelerfolge «fast Gewohnheit. Für uns ist das immer noch außergewöhnlich.»

Ferrari dürfe keine «Angst vor dem Gewinnen» haben, riet Arrivabene. Oder hat der Rennstall vielmehr Angst vor Fehlern? Davon unterliefen den Italienern in diesem Jahr zu viele, um Hamilton zu stürzen. «Vettel hat Fehler gemacht und in einem geringeren Ausmaß das Team», merkte Arrivabene am vergangenen Wochenende vor Journalisten an.

Darüber kann man diskutieren - es sagt aber viel über den Status des viermaligen Weltmeisters aus. Würde Mercedes-Teamchef Toto Wolff solch eine Aussage über seinen Nummer-eins-Fahrer Hamilton treffen? Vettel leistete sich jedenfalls unnötige Crashs, wie zum Beispiel mit Verstappen in Japan. Sein Team, das sich als über das Fahrerduo erhaben erachtet, offenbarte aber zum Beispiel in Singapur mit einer verpatzten Boxenstrategie Defizite. So holt man eben keine Fahrer-WM - und die Konstrukteurs-WM wohl auch nicht.

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