Vorwurf: Verbrechen gegen Menschlichkeit

Aung San Suu Kyi. Foto: epa/Wallace Woon
Aung San Suu Kyi. Foto: epa/Wallace Woon

GENF (dpa) - Opfer berichten seit langem von Gewalt und Verfolgung, jetzt bestätigen Menschenrechtsexperten die schlimmsten Gräueltaten: Sie werfen Myanmars Militär die schwersten Verbrechen vor.

Das Militär in Myanmar hat nach Überzeugung unabhängiger Menschenrechtsexperten Verbrechen gegendie Menschlichkeit und Kriegsverbrechen begangen. In Nordrhakine, wo das Militär vor einem Jahr Hunderttausende muslimische Rohingya gewaltsam vertrieb, sehen die Experten sogar Anzeichen eines Völkermordes. Der Oberbefehlshaber Min Aung Hlaing und andere Offiziere gehörten deshalb vor Gericht, heißt es in ihrem Bericht, der am Montag in Genf vorgestellt wurde.

Die drei Experten aus Indonesien, Sri Lanka und Australien kritisieren auch die Regierungschefin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi. Sie habe ihre moralische Autorität nicht genutzt, um solche Verbrechenzu verhindern.

Die Experten machen den Oberbefehlshaber der Streitkräfte Myanmars und seine Generäle verantwortlich für Morde, Massenvergewaltigungen, Folter, Versklavung, Gewalt gegen Kinder und das Niederbrennen ganzer Dörfer. «Die grausamen Menschenrechtsverletzungen und Misshandlungen, die in den Gliedstaaten Kachin, Rakhine und Shan begangen wurden, schockieren wegen ihrer grauenerregenden Art und Allgegenwärtigkeit», schreiben sie. «Viele dieser Menschenrechtsverletzungen entsprechen zweifellos den schwersten Verbrechen nach internationalem Gesetz.»

Myanmar war Jahrzehnte lang eine Militärdiktatur. Die Generäle gaben die Macht zwar 2011 teilweise ab, kontrollieren aber nach wie vor Schlüsselpositionen der Regierung. Das Militär untersteht nicht der zivilen Kontrolle der Regierung. Es hat sich per Verfassung ein Viertel der Sitze im Parlament und damit eine Sperrminorität gegen jegliche Reformen - auch gegen Verfassungsänderungen - vorbehalten.

Nach Angriffen von Rohingya-Rebellen auf Polizeiwachen hatte das Militär im vergangenen August eine massive Gewaltkampagne gestartet. Überlebende berichteten, Verwandte von ihnen seien erschossen, Frauen vergewaltigt, Kinder ermordet, Häuser niedergebrannt und Felder zerstört worden. Mehr als 700.000 Rohingya flüchteten in das Nachbarland Bangladesch.

Die Rohingya werden seit Jahrzehnten im buddistischen Myanmar diskriminiert. Behörden und buddhistische Bevölkerung betrachten sie als illegale Einwanderer, obwohl viele seit Generationen dort leben.

«Die Verbrechen in Rhakine und die Art, wie sie begangen wurden, ähneln in ihrer Art, Schwere und im Umfang Verbrechen anderswo, bei denen Völkermord als Absicht festgestellt wurde», schreiben die Experten. Sie nennen unter anderem Hassrhetorik, Diskriminierung, organisierte Zerstörung und extreme Brutalität und Gewalt.

Die Experten verlangen, dass der Oberbefehlshaber Min Aung Hlaing sowie fünf ranghohe Militärkommandeure vor den internationalen Strafgerichtshof oder ein Sondertribunal gestellt werden. Die Experten empfehlen zudem Sanktionen gegen einzelne Beschuldigte. «Die zivilen Behörden haben durch ihr Verhalten und ihre Versäumnisse dazu beigetragen, dass solche Gräueltaten verübt werden konnten.»

Myanmar verweigerte den Experten die Einreise, aber sie sprachen mit 875 Augenzeugen und Opfern und untersuchten Dokumente, Satellitenaufnahmen und Fotos. Myanmar hat die Gewalt als nötigen Kampf gegen Terror von Rohingya-Rebellen dargestellt.

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TheO Swisshai 31.08.18 11:55
@Gerhard Pflugfelder / Geschichtslektion Teil 2
Obwohl die Militärregierung die Rohingyas seit 70 Jahren verfolgt und bekämpft, sie unterdrückt, diskriminiert und ihnen 1982 auch noch sämtliche Rechte nahm, vergingen weitere 35 Jahre bis zu den ersten, von einigen wenigen radikalen Rohingyas verübten Überfällen auf Militärstationen. Die anschließenden Repressalien und die Vertreibung von mehr als einer Million Rohinyas, einschließlich hunderttausenden unschuldigen Frauen und Kinder, stehen dazu jedoch in keinem Verhältnis. Zu behaupten, die Rohingyas hätten begonnen und das Militär sei erst danach aktiv geworden, ist daher schlicht und einfach nur falsch. Diesem Militärregime, das nachweislich Völkermord begangen hat, eine Lanze zu brechen, ist menschenverachtend und pietätlos. Zur Ihrer Info.1987 bereiste ich den Rhakine-Staat zum ersten Mal, seither mindesten weitere fünfzehn Mal für eine Dauer von jeweils 1-2 Monaten, letztmals vor knapp einem Jahr. Ich darf Ihnen deshalb wohl guten Gewissens vorwerfen, Unsinn zu verbreiten und Gräueltaten zu bagatellisieren. Was Sie dazu antreibt, bleibt Ihr Geheimnis.
TheO Swisshai 31.08.18 04:50
@Gerhard Pflugfelder / Fake nicht Fakt
Sie verwechseln da wohl Fakes mit Fakten. Erstaunlich auch, wie unverfroren Sie sich als Myanmar- und Rohingyas-Experte aufspielen, obwohl Sie offensichtlich keine Ahnung davon haben, weder von der Geschichte der Rohingyas und schon gar nicht von Myanmars Militär. Ich bin mir dazu absolut sicher, dass Sie noch nie auch nur einen einzigen Fuss in einen der Gliedstaaten Kachin, Rakhine und Shan gesetzt haben. Da stelle ich mir natürlich die Frage, wie Sie darauf kommen zu behaupten, die Presse (in diesem Fall die deutsche Presse Agentur ) stelle die Dinge falsch dar ? Haben Sie den Artikel überhaupt richtig gelesen ? Ich wüsste nicht welche "Dinge" darin falsch dargestellt sein sollen. Ganz anders bei Ihrem Kommentar, welcher von Fehlern und Widersprüchen nur so strotzt.. So behaupten Sie fälschlicherweise,es sei ein Fakt, dass die Rohingyas mit den Verbrechen angefangen hätten und das Militär erst danach aktiv geworden sei. Richtig ist jedoch, dass die Rohingyas bereits seit der Unabhängigkeit Myanmars 1948, vom Militär systematisch verfolgt, unterdrückt und diskriminiert wurden. Ebenfalls falsch ist auch Ihre Behauptung, die Rohingyas hätten im Zuge der Unabhängigkeit Myanmars KEINE Staatsbürgerschaft erhalten. Richtig ist, dass die Militärregierung 1982 entschieden hat, den Rohingyas die Staatsbürgerschaft, sowie sämtliche Rechtsansprüche zu entziehen..Sie dürfen nicht wählen, haben keinen Zugang zu höherer Bildung und eine offizielle Ausreise wird ihnen nicht gestattet. FF
Rüdiger Huber 29.08.18 13:34
wer sind diese ?
Ich habe den Bericht aufmerksam gelesen. Aber wer sind diese " Die drei Experten aus Indonesien, Sri Lanka und Australien " ? Was ist das für eine Organisation die am Montag einen Bericht in Genf veröffentlichten ? Was war das für eine " Veranstaltung " ? Wie heist der Bericht ?