Menschenrechtler: Aufmerksamkeit nur noch für Ukraine

Äthiopier nehmen an einer Protestkundgebung gegen die Tigray Peoples Liberation Front (TPLF) in Addis Abeba teil. Foto: epa/Str
Äthiopier nehmen an einer Protestkundgebung gegen die Tigray Peoples Liberation Front (TPLF) in Addis Abeba teil. Foto: epa/Str

ADDIS ABEBA/BERLIN: Der äthiopische Menschenrechtsrat (EHRCO) hat angesichts von Massenfestnahmen und Einschränkungen der Pressefreiheit in dem ostafrikanischen Land mehr Aufmerksamkeit für den andauernden Konflikt in der Region Tigray gefordert. «Der Krieg dauert an und ist noch lange nicht vorbei», sagte Dan Yirga Haile, der geschäftsführende Direktor von EHRCO, am Montag in Berlin. Dass es gerade jetzt zu Massenverhaftungen komme, führte er auch auf die nachlassende internationale Aufmerksamkeit für den Tigray-Konflikt zurück. «Die Aufmerksamkeit ist weggerückt zur Ukraine. Aber die übrigen Regionen der Welt dürfen darüber nicht in Vergessenheit geraten.»

EHRCO ist die älteste Menschenrechtsorganisation Äthiopiens. Sie sollte am Montagabend mit dem auf 10.000 Euro dotierten Menschenrechtspreis von Amnesty International ausgezeichnet werden.

Allein am Sonntag wurden in der südäthiopischen Region Amhara mehr als 1000 Menschen festgenommen. In der Woche davor waren es 4500, die in einer Aktion der Sicherheitskräfte «zur Durchsetzung von Recht und Ordnung» festgenommen worden waren. Das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) äußerte sich in einer Stellungnahme besorgt über die Festnahme von mindestens 18 Journalisten und Medien-Mitarbeiten und forderte ihre sofortige Freilassung.

Mit knapp 115 Millionen Einwohnern ist der Vielvölkerstaat Äthiopien das Land mit der zweitgrößten Bevölkerung Afrikas. Er galt lange Zeit als Stabilitätsanker der Region. Der Konflikt zwischen der Zentralregierung in Addis Abeba und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) begann vor rund anderthalb Jahren.

Menschenrechtsgruppen werfen den Streitkräften aller Seiten schwere Menschenrechtsverbrechen, Vergewaltigungen und ethnische Säuberungen vor.

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