Taliban zur Einstellung der Militäroffensive aufgerufen

Tage nach der Übernahme der Kontrolle durch die Taliban wurde die pakistanisch-afghanische Grenze wieder geöffnet. Foto: epa/Akhtar Gulfam
Tage nach der Übernahme der Kontrolle durch die Taliban wurde die pakistanisch-afghanische Grenze wieder geöffnet. Foto: epa/Akhtar Gulfam

KABUL: Die USA, Deutschland und weitere Länder haben die militant-islamistischen Taliban dazu aufgerufen, ihre Militäroffensive in Afghanistan einzustellen. In einer am Montag veröffentlichten Erklärung der diplomatischen Vertretungen forderten die Unterzeichner ein rasches Ende des militärischen Vorrückens der Islamisten. Dieses stehe in direktem Widerspruch zu ihrer Behauptung, eine politische Lösung des Konflikts zu unterstützen.

Die Offensive habe zum Verlust unschuldiger Menschenleben geführt, zu Vertreibung der Zivilbevölkerung, zu Plünderungen und Brandstiftungen sowie zur Zerstörung wichtiger Infrastruktur und Beschädigung von Kommunikationsnetzen. Willkürliche Inhaftierungen und das Töten von Zivilisten sowie Angriffe auf Gefängnisse zeugten von einer äußerst besorgniserregenden Missachtung der Rechtsstaatlichkeit, heißt es in der Erklärung weiter.

In von Taliban besetzten Bezirken berichteten Einwohner und Beobachter zudem glaubwürdig von Versuchen, die Menschenrechte von Frauen und Mädchen zu unterdrücken und private und öffentliche Medienorganisationen zu schließen, um Menschenrechtsverletzungen zu verbergen und die Meinungsfreiheit einzuschränken.

Die Taliban hatten mit Beginn des Abzugs der internationalen Truppen Anfang Mai mehrere Offensiven gestartet und dabei große Gebietsgewinne erzielt. Mittlerweile kontrollieren sie knapp über die Hälfte aller Bezirke des Landes. Laut US-Präsident Joe Biden endet der US-Einsatz in Afghanistan mit Ende August.

Friedensgespräche zwischen den Islamisten und der Regierung in Kabul laufen seit September des Vorjahres, allerdings treten diese auf der Stelle. Vergangene Woche sollte durch ein hochrangiges Treffen der beiden Seiten der Prozess angeschoben werden. Die Seiten erklärten am Sonntag, sie planten weitere derartige Treffen.

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Rene Amiguet 20.07.21 13:20
Witz des Jahres
Beim gemeinsamen Abzug aller ausländischen Truppen musste man mit Bestimmtheit damit rechnen dass die Taliban sich diese neue Situation zu Nutze machen um endlich militärisch vorzurücken. Die Taliban haben es sich ziemlich sicher zum Ziel gesetzt Afghanistan schlussendlich zu ihrer eigenen Nation zu machen. Die Länder welche nun mit solchen Bitten an die Taliban gelangen machen sich wahrhaftig mehr lächerlich als glaubhaft. Es ist doch offensichtlich was dort geschieht seit die Schutzmächte den Rückzug beschlossen haben. Man muss doch endlich einsehen, nachdem sich Russland, die USA und andere sich die Zähne ausgebissen haben und ihre Steuerzahler so viele Jahre stark gebeutelt haben. Das Afghanistan Problem ist weder politisch noch militärisch zu lösen ist, ausser vielleicht man würde einen totalen Krieg auslösen und das will bestimmt niemand..
Ingo Kerp 20.07.21 12:40
Die Aufrufer hätten auch genauso gut gegen die Wand reden koennen. Egal was die Taliban behauptet oder versprochen haben, sich selbst haben sie ganz offentlich nur versprochen, das Land unter ihre Kontrolle zu bringen. Dazu ist ihnen jedes Mittel recht und somit gibt ihnen der Erfolg recht.