USA haben weltweit am meisten Infektionen

Trump spricht mit Xi

Pappfiguren des chinesischen Präsidenten Xi Jinping und des US-Präsidenten Donald Trump. Foto: epa/SERGEI ILNITSKY
Pappfiguren des chinesischen Präsidenten Xi Jinping und des US-Präsidenten Donald Trump. Foto: epa/SERGEI ILNITSKY

WASHINGTON/PEKING: Die Zahl der Infektionen mit dem Coronavirus schnellt weltweit in die Höhe. Die USA stehen nun an erster Stelle der düsteren Rangliste, die Lage spitzt sich täglich zu. In Wahrheit könnte die Situation dort und anderswo noch weit dramatischer sein.

Trauriger Rekord für die USA: Die Vereinigten Staaten haben nach Angaben von US-Experten inzwischen mehr bekannte Coronavirus-Infektionen als jedes andere Land der Welt. Bis Freitagnachmittag (Ortszeit) gab es USA-weit mehr als 94 000 bekannte Infektionen, in Italien mehr als 86 000 und in China rund 82 000, wie aus einer Übersicht der amerikanischen Johns-Hopkins-Universität hervorgeht. Sowohl die USA als auch Italien haben das Ursprungsland der Pandemie, China, damit inzwischen überholt. Mittlerweile gibt es weltweit mehr als halbe Million gemeldete Coronavirus-Infektionen.

In den USA starben laut der US-Universität bislang mehr als 1400 Menschen an dem Virus, in Italien mehr als 9100 und in China rund 3300. Deutschland rangiert in der Auflistung auf Platz fünf mit rund 50 000 Infektionen und bislang mehr als 300 Corona-Toten.

Die Pandemie war Ende vorigen Jahres in der zentralchinesischen Provinz Hubei ausgebrochen und hatte sich von dort aus weltweit verbreitet. Die Streuung des Erregers ist in China inzwischen ausgebremst. Wie aus den offiziellen Zahlen der dortigen Gesundheitskommission vom Freitag hervorgeht, gab es erneut keine lokalen Erkrankungen. Es wurden demnach lediglich 55 neue Erkrankungen bei Menschen nachgewiesen, die nach China eingereist sind. Die chinesische Regierung hat deshalb inzwischen angekündigt, die Einreise von Ausländern auszusetzen, um die Zahl der importierten Coronavirus-Fälle einzudämmen. Peking will außerdem sowohl ausgehende als auch eingehende internationale Flüge stark einschränken.

In den vergangenen Wochen hatte es zwischen den USA und China einige Misstöne wegen der Corona-Krise gegeben: Die US-Regierung warf Peking mehrfach vor, wichtige Informationen zu dem Virus zunächst zurückgehalten und die Krise damit verschärft zu haben. Außerdem gab es zwischen den Ländern Schuldzuweisungen, wer für die Krise verantwortlich sei.

Nach einem Telefonat am Donnerstag zwischen US-Präsident Donald Trump und Chinas Präsident Xi Jinping schlugen beide jedoch betont versöhnliche Töne an. «China ist schon weit vorangekommen und hat ein großes Verständnis des Virus entwickelt. Wir arbeiten eng zusammen. Großer Respekt!», schrieb Trump nach dem Gespräch auf Twitter. Auch Xi rief zum gemeinsamen Kampf gegen das Virus aus. «Nur wenn die internationale Gemeinschaft zusammen reagiert, kann es besiegt werden», sagte der Staatschef nach Angaben des chinesischen Staatssenders CCTV. Auch bot Xi den USA Unterstützung an.

Der Schwerpunkt der Krise hat sich inzwischen verlagert - weg von China, hin zu anderen Teilen der Welt. Besonders hart getroffen ist seit Wochen Italien. Und nun sind eben die Vereinigten Staaten zunehmend in den Fokus gerückt.

Die USA sind bereits schwer gezeichnet von der Corona-Kise. Das Virus hat das öffentliche Leben in weiten Teilen zum Erliegen gebracht. Etwa die Hälfte der rund 330 Millionen Amerikaner unterliegt inzwischen den von Bundesstaaten verhängten Ausgangsbeschränkungen. Viele Geschäfte und Betriebe sind geschlossen, Restaurants und Hotels bleiben leer, Flüge sind massenhaft gestrichen, Veranstaltungen reihenweise abgesagt. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe verzehnfachte sich innerhalb von nur wenigen Tagen auf schwindelerregende 3,3 Millionen. Die größte Volkswirtschaft der Welt befindet sich im steilen Sinkflug - trotz eines vom Kongress auf den Weg gebrachten beispiellosen Konjunkturpakets.

Einer der Hotspots der Epidemie in den USA ist die Ostküstenmetropole New York. Dort steigen die Infektionen besonders rasant an: Mehr als 44 000 nachgewiesene Fälle gibt es in der Stadt bereits. Nach lokalen Medienberichten könnten die Kliniken in New York in den kommenden Tagen punktuell erstmals an ihre Kapazitätsgrenze gelangen. Angesichts steigender Totenzahlen in der Corona-Krise hat die Millionenmetropole auch eine provisorische Leichenhalle errichtet.

Trump müht sich seit Tagen, Optimismus zu versprühen und den Amerikanern eine baldige Besserung in Aussicht zu stellen. Bis Ostern, also bis Mitte April, soll das Land nach seinem Willen wieder im Normalbetrieb laufen. Mit Blick auf die hohe Zahl bestätigter Infektionen in den USA sagte Trump am Donnerstagabend, dies liege daran, dass im Land so viele Tests durchgeführt würden. Stimmt das?

In den USA wurden landesweit bis Donnerstag mehr als 500 000 Tests gemacht. Das klingt zunächst viel, ist umgerechnet auf die Einwohnerzahl von rund 330 Millionen aber ein eher bescheidener Wert. Erst in den vergangenen Tagen nahmen die Tests in den USA deutlich zu. Mitte des Monats war es noch eine verschwindend geringe Zahl von etwa 50 000 gewesen. Es ist bislang nicht einfach, in den USA an einen Test zu kommen. Die Dunkelziffer von Infizierten dürfte hoch sein.

Zum Vergleich: Im 60-Millionen-Einwohner-Land Italien wurden seit Ausbruch der Krise nach Angaben des Zivilschutzes bis Donnerstag rund 360 000 Tests gemacht. In Deutschland mit seinen mehr als 80 Millionen Einwohnern wurden nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung seit dem 9. März in Deutschland 410 000 Tests gemacht. Der Chefvirologe der Berliner Charité, Christian Drosten, sagte am Donnerstag, inzwischen würden deutschlandweit pro Woche sogar rund 500 000 Tests auf eine Coronavirus-Infektion durchgeführt.

China wiederum macht keine offiziellen Angaben dazu, wie viele Menschen täglich getestet werden. Zudem scheint unklar, inwieweit die offizielle Statistik dort die wahre Lage spiegelt und wie hoch die Dunkelziffer ist.

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