HAMBURG: Wer «Panikorchester» hört, denkt in aller Regel sofort an Udo Lindenberg. Die Mitglieder dieser bunten Familie stehen deshalb meist im Schatten des Panikrockers. Das will eine Arte-Doku im Jahr des 50. Bandjubiläums ändern. Die Dokumentation «Udo Lindenberg & das Panikorchester - 50 Jahre Rock 'n' Roll in der bunten Republik» (Arte, 15.9., 21.45 Uhr) schaut dabei nicht nur auf die fünf Jahrzehnte der Band und ihrer Mitglieder. Es geht auch darum, was hinter den Kulissen los war und welche Verdienste sich die Kombo und Lindenberg auf die Fahnen schreiben können.
Natürlich ist das Panikorchester ohne Udo Lindenberg kein Panikorchester. Deshalb ist es selbstverständlich auch eine Doku, die sich um Udo dreht. Aber sie zeigt die Perspektiven der anderen auf ihn. Die Gedanken der Panikfamilie bekommen Platz, sie dürfen sich erinnern und ihren Frontmann und die gemeinsame Geschichte würdigen.
Und nicht nur die. Zu Wort kommen beispielsweise auch Otto Waalkes, Clueso, Jan Delay, Adel Tawil, Peter Maffay und Axel Prahl - Menschen, die Lindenberg und seiner Band menschlich und/oder musikalisch verbunden sind.
Die vom MDR gemachte Doku lässt auch Platz, um Lindenbergs klare politische Einstellungen hervorzuheben - Lindenberg hat sich früh gegen Homophobie, Intoleranz, Rechtsradikalismus und Krieg stark gemacht. Das hat er auch immer öffentlich vertreten - auch bei Auftritten in der damaligen DDR.
Natürlich dreht sich die Doku auch um Zwischenmenschliches, das das Panikorchester miteinander erlebt hat. In den 50 Jahren haben etliche Musiker aus verschiedensten Gründen die Band verlassen - manchen war es musikalisch zu wild oder zu abgedreht, anderen zu feucht-fröhlich. Auch Gründungsmitglieder kehrten dem Panikorchester zwischenzeitlich den Rücken - Steffi Stephan, Udos bester Freund ist einer von ihnen.
Das führte zu noch mehr Alkoholexzessen, Konzerte fielen aus, die Hallen wurden kleiner - die Stammbesetzung des Panikorchesters fiel kurz vor dem Fall der Mauer auseinander. Das gab anderen Musikern die Chance, mit Lindenberg Musik zu machen.
Wie sich das Panikorchester am Ende wieder gefunden, und nicht nur zu alter, sondern auch zu neuer Stärke gefunden hat, zeichnet die Arte-Doku kurzweilig nach.
Lindenberg- und Panikorchester-Fans können mit vielen alten sowie neuen Bildern und Videos in die Panikwelt abtauchen.
Wer Lindenberg bis dahin nicht näher kannte oder mochte, der wird nach der Doku auf jeden Fall schlauer und vielleicht sogar beeindruckt sein - von den gesellschaftlichen und musikalischen Verdiensten und der mutigen Selbstverständlichkeit, mit der Lindenberg und sein Panikorchester das alles auf die Bühnen gebracht haben und noch immer bringen.