Mehr als 500 Bootsflüchtlinge auf Lampedusa angekommen

Foto: epa/Concetta Rizzo
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LAMPEDUSA: Auf Lampedusa sind Ankünfte von Bootsmigranten Alltag. Doch nun landeten in nur einem Schiff besonders viele Geflüchtete. Der Bürgermeister schlägt Alarm. Die Welt dürfe nicht nur auf Afghanistan blicken.

Auf der italienischen Mittelmeer-Insel Lampedusa sind 539 Migranten in einem Holzboot angekommen. Das sei «eine der größten Anlandungen der letzten Zeit», sagte Bürgermeister Totò Martello. Die Migranten waren zuvor knapp 15 Kilometer vor der Küste in einem völlig überfüllten Fischerboot hilflos auf dem Mittelmeer treibend von italienischen Patrouillenschiffen entdeckt und gerettet worden, wie die Nachrichtenagentur Ansa und andere Medien unter Berufung auf die italienischen Behörden berichteten. Später landeten weitere Boote mit Migranten auf der Insel.

Unter den Migranten auf dem Holzboot waren den ersten amtlichen Angaben zufolge mindestens 3 Frauen sowie 29 unbegleitete Minderjährige. Die Geretteten stammten vorwiegend aus Ländern Nord- und Westafrikas sowie aus Bangladesch und Syrien, sagte der Sprecher der Internationalen Organisation für Migration, Flavio Di Giacomo. Sie trügen «Zeichen der grausamen und unerträglichen Gewalt», die Migranten im Abfahrtsland Libyen erlitten.

Die Zahl der Migranten in dem Erstaufnahmezentrum von Lampedusa stieg nach Medienberichten nach der Ankunft vom Samstag auf mehr als 1200. Es hat eine Kapazität für lediglich rund 250.

Nach UN-Angaben starben dieses Jahr bisher im zentralen Mittelmeer etwa 1040 Migranten. Seit Anfang Januar erreichten nach Angaben des Innenministeriums in Rom bereits rund 38.000 Bootsflüchtlinge italienischen Boden - in dem Zeitraum des Vorjahres waren es rund 18.000. Das Thema sorgt in Italiens Politik immer wieder für Streit. Man verlangt von den anderen EU-Staaten, die Migranten in Europa besser zu verteilen. «Wieder einmal bereitet sich die Insel darauf vor, die Last der humanitären Aufnahme allein zu schultern», klagte Martello. Die Welt dürfe nicht nur nach Afghanistan schauen.

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