Mehr als 2000 Leichen in Konfliktgebiet Berg-Karabach geborgen

Ein Vater weint über den Tod seines Sohnes, eines Mitglieds der bergkarabachischen Streitkräfte, an der Kampffront in Stepanakert, Berg-Karabach. Foto: epa/Ricardo Garcia Vilanova
Ein Vater weint über den Tod seines Sohnes, eines Mitglieds der bergkarabachischen Streitkräfte, an der Kampffront in Stepanakert, Berg-Karabach. Foto: epa/Ricardo Garcia Vilanova

BAKU/ERIWAN: Gut zwei Monate nach Ende der Kämpfe in der Konfliktregion Berg-Karabach im Südkaukasus dauert die Suche nach getöteten Soldaten und Zivilisten an. Allein die Behörden von Berg-Karabach bargen bislang nach Angaben vom Dienstag 1184 Leichen. Am vergangenen Sonntag wurden demnach etwa die Überreste von 20 Getöteten entdeckt. Darunter sei ein älterer Dorfbewohner gewesen. Eine forensische Untersuchung soll nun die Identität klären.

Spezialisten aus Aserbaidschan haben eigene Suchtrupps. Sie haben nach eigenen Angaben bislang die Leichen von 334 getöteten aserbaidschanischen Soldaten und 988 armenischen Streitkräften geborgen. Damit sind insgesamt mehr als 2000 Leichen entdeckt worden. Die Arbeit sei noch nicht abgeschlossen, sagte der Leiter der zuständigen Staatskommission aserbaidschanischen Medien zufolge.

Die Gerichtsmediziner in Armenien haben nach eigenen Angaben etwa 3360 getötete Soldaten untersucht. Mehr als 1000 Menschen werden Schätzungen zufolge vermisst. In den Leichenschauhäusern des Landes sollen noch die Überreste unzähliger Soldaten aufbewahrt sein. Eine genaue Zahl nannten die Behörden bislang nicht. Die Opposition befürchtet, dass das Bekanntwerden des Ausmaßes die ohnehin schon angespannte Lage verschärfen könnte.

Seit Wochen kommt es in der verarmten Ex-Sowjetrepublik Armenien zu Protesten gegen Regierungschef Nikol Paschinjan. Die Opposition und Demonstranten machen ihn verantwortlich für die Niederlage gegen das Nachbarland Aserbaidschan und fordern seinen Rücktritt. «Wir müssen uns den neuen Realitäten stellen», sagte Paschinjan in seiner Neujahrsansprache. Er warnte vor Chaos und Panik in Armenien.

Aserbaidschan hatte sich in dem jüngsten Krieg um Berg-Karabach weite Teile des Anfang der 1990er Jahre verlorenen Gebiets zurückgeholt. Die neuen Kämpfe hatten am 27. September begonnen und dauerten bis zum 9. November. Insgesamt starben auf beiden Seiten weit mehr als 4700 Menschen - die meisten davon Soldaten. Der Konflikt existiert schon seit Jahrzehnten. Russische Friedenstruppen überwachen eine vereinbarte Waffenruhe. Sie kam unter Vermittlung Moskaus zustande.

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