Mehr als 200.000 Holocaust-Überlebende in Israel

Foto: epa/Balazs Mohai
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TEL AVIV (dpa) - Mehr als sieben Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkriegs wohnen in Israel noch mehr als 200.000 Holocaust-Überlebende. Am 27. Januar ist Internationaler Holocaust-Gedenktag. An dem Tag wird der sechs Millionen ermordeter europäischer Juden gedacht, der Sinti und Roma, der Zwangsarbeiter und der vielen anderen Opfer des Nazi-Terrors.

Das zuständige Finanzministerium geht von rund 220.000 Holocaust-Überlebenden in Israel aus. Die Behörde hatte zuletzt ihre Definitionen erweitert. Demnach erhalten auch Juden aus arabischen Staaten, die während des Holocaust unter antisemitischer Verfolgung litten, heute Entschädigungszahlungen.

Nach Informationen des Dachverbands der Holocaust-Überlebenden in Israel leben noch rund 60.000 Überlebende von Konzentrationslagern und Ghettos. «Jeden Tag sterben durchschnittlich 30 Holocaust-Überlebende, monatlich rund 1.000», sagte ein Sprecher.

Israels Zentrales Statistikbüro geht dagegen von einer etwas niedrigeren Zahl von Holocaust-Überlebenden aus. Laut einer zum Holocaust-Gedenktag veröffentlichten Studie wohnten Ende 2017 noch 212.300 Holocaust-Überlebende in Israel. Drei Prozent davon seien über 95-Jährige. Etwa 60 Prozent seien Frauen und 40 Prozent Männer. Das Statistikbüro geht davon aus, dass es 2035 nur noch rund 22.000 Holocaust-Überlebende geben wird.

65 Prozent der Überlebenden seien in Europa geboren, davon zwei Prozent aus Deutschland oder Österreich, hieß es in einer Mitteilung des Statistikbüros. Der Rest stamme aus Asien und Nordafrika. Die Juden in Algerien, Marokko und Tunesien lebten bis 1942 unter dem Vichy-Regime, das mit Nazi-Deutschland verbündet war. Sie waren von antisemitischen Gesetzen des französischen Marschalls Philippe Pétain betroffen.

Zehn Prozent der Überlebenden stammten aus dem Irak. Sie hätten dort unter antisemitischen Ausschreitungen zu leiden gehabt. Bei dem «Farhud» genannten Pogrom wurden im Juni 1941 weit über 100 Juden durch Anhänger des Regimes von Raschid Ali Al-Kilani umgebracht, der offen mit den deutschen Nationalsozialisten sympathisierte.

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