MEKKA: Millionen Muslime nehmen jedes Jahr für den Hadsch Gluthitze und Gedränge auf sich. Die Wallfahrt endete dieses Jahr erneut tragisch - auch, weil viele nicht offiziell als Pilger nach Mekka reisten.
Während der muslimischen Wallfahrt Hadsch in Saudi-Arabien sind nach offiziellen Angaben 1301 Menschen aufgrund extremer Hitze gestorben. Bei der großen Mehrheit der Toten habe es sich um nicht registrierte Pilger gehandelt, teilte der saudische Gesundheitsminister Fahad Al-Dschaladschel am Sonntagabend mit.
Unklar ist weiter, aus welchen Ländern wie viele der Opfer stammten. Die Regierungen mehrerer arabischer Länder teilten mit, dass viele Wallfahrende offenbar mit einem normalen Touristenvisum anstelle eines speziellen Pilgervisums nach Saudi-Arabien eingereist waren. Nicht registrierte Pilger haben in der Regel keinen Zugang zu den für Wallfahrende vorgesehenen Unterkünften und Transportdiensten.
Viele Tote hätten keine Ausweisdokumente bei sich gehabt, weshalb es dauere, bis sie identifiziert seien und deren Familien informiert werden könnten, sagte der saudische Gesundheitsminister im Staatsfernsehen Al-Ekhbariya. «Die unregistrierten Pilger liefen über lange Strecken unter der Sonne ohne Schutz und Pause. Einige von ihnen waren älter und einige andere hatten chronische Krankheiten.»
Arabische Länder ziehen Konsequenzen
Viele Länder mit muslimischer Bevölkerung hatten am Wochenende Tote beim Hadsch gemeldet, darunter Indonesien, Indien, Jordanien, Malaysia, der Senegal und Pakistan. Aus ersten Berichten, dass viele der Toten nicht als Pilger registriert gewesen seien, zogen einige Länder bereits Konsequenzen.
Aus Ägypten etwa wurden zunächst spezielle Teams nach Mekka entsandt, um nach Vermissten zu suchen. Des Weiteren wurde der Entzug der Lizenzen von 16 Reiseveranstaltern angeordnet, die illegal Reisen für nicht registrierte Pilger nach Saudi-Arabien organisiert haben sollen.
Auch in Jordanien wurden laut der Nachrichtenagentur Petra Ermittlungen eingeleitet, um «die Umstände rund um die Reisen jordanischer Bürger nach Saudi-Arabien» aufzuklären. Tunesiens Präsident Kais Saied ging noch einen Schritt weiter und entließ seinen Minister für religiöse Angelegenheiten, Brahim Schaibi.
Wallfahrt in Gluthitze
Für Muslime sind die heiligen Stätten in Saudi-Arabien als Geburtsstätte des Islam von immenser Bedeutung. Einen zentralen Punkt bildet die Heilige Moschee mit der Kaaba in Mekka, die gemäß muslimischen Ritualen von jedem Hadsch-Pilger umrundet werden soll. Die Wallfahrt gehört zu den fünf Grundpflichten des Islam. Wer es sich leisten kann und körperlich dazu imstande ist, sollte die Reise mindestens einmal in seinem Leben absolvieren. Manche Muslime pilgern mehrfach nach Mekka.
In diesem Jahr nahmen rund 1,8 Millionen Pilger teil, im vergangenen Jahr waren es circa 2 Millionen. Der Hadsch findet stets im letzten Monat des islamischen Kalenders statt - dieses Jahr begann die Wallfahrt am 14. Juni und endete am vergangenen Dienstag, wobei einige Pilger noch am Mittwoch Rituale vollzogen.
Um die Jahreszeit herrscht in der Wüste Saudi-Arabiens sengende Hitze, tagsüber stiegen die Temperaturen auf um die 50 Grad Celsius. Behörden hatten die Pilger dazu aufgerufen, Sonnenschirme zu tragen, sich zur besonders heißen Mittagszeit nicht draußen aufzuhalten und genügend Wasser zu trinken.
Immer wieder tödliche Zwischenfälle
Immer wieder geht die Wallfahrt von Menschenmassen in Gluthitze mit tödlichen Zwischenfällen einher. Im Jahr 2015 sollen hunderte Menschen im Gedränge eines Steinwurf-Rituals nahe Mekka zerquetscht oder erstickt sein. Dies führte zudem zu regionalen Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, da die meisten Todesopfer Iraner waren.
Wenige Wochen zuvor stürzte ein Baukran während der Hadsch-Vorbereitungen bei starkem Wind in die Heilige Moschee in Mekka. Mehr als 100 Menschen kamen ums Leben.
1997 brach im Tal von Mina nahe Mekka ein Großbrand bei den Pilgerzelten aus und forderte mehr als 300 Tote. Im selben Areal waren im Jahr 1990 mehr als 1400 Menschen gestorben, als in einem überfüllten Fußgängertunnel die Belüftung ausfiel und Panik ausbrach.