CANBERRA: In Australien rückt das geplante Referendum über eine Verfassungsänderung näher, die der indigenen Bevölkerung eine Stimme im Parlament geben soll. Das Abgeordnetenhaus in Canberra stimmte am Mittwoch mit großer Mehrheit für die Volksabstimmung unter dem Motto «Voice to Parliament». 121 Abgeordnete stimmten dafür, 25 vor allem konservative Politiker dagegen, wie der Sender 9News berichtete.
Nach der Verkündung des Ergebnisses gab es großen Beifall im Parlament. Der australische Generalstaatsanwalt Mark Dreyfus sprach in sozialen Netzwerken von einem «fantastischen Ergebnis». Den Aborigines eine politische Stimme zu geben, werde nicht nur bei Gesundheitsthemen, Bildung und Wohnen einen Unterschied machen, schrieb die Ministerin für indigene Australier, Linda Burney, auf Twitter.
Ein Datum für das Referendum gibt es noch nicht, jedoch soll es wahrscheinlich im Oktober oder November stattfinden. Vorher muss allerdings noch der Senat als zweite Parlamentskammer zustimmen.
Bei der Verfassungsänderung geht es darum, dass künftig ein Gremium indigener Australier die Regierung beraten soll, wenn es um Fragen zu den Ureinwohnern des Landes geht. Die Mitglieder sollen von Vertretern der Aborigines benannt werden und nicht von der Regierung. Premierminister Anthony Albanese hatte das «Voice Referendum» nach seinem Wahlsieg im Mai 2022 vorangetrieben.
Die indigene Bevölkerung in Australien wird von großen Teilen der weißen Mehrheit nach wie vor ausgegrenzt. Aborigines haben den roten Kontinent nach Angaben des Nationalmuseums schon vor 65.000 Jahren besiedelt. Nach der Ankunft der First Fleet (ersten Flotte) in Sydney Cove im Januar 1788 und der darauffolgenden Kolonisierung des Kontinents wurden viele Jahrzehnte lang Aborigine-Kinder ihren Eltern entrissen. Die so genannte «gestohlene Generation» musste in Heimen oder bei weißen Familien aufwachsen.
Die Ureinwohner werden in der 1901 verabschiedeten Verfassung des Landes nicht erwähnt. Erst 1967 wurden ihnen überhaupt Bürgerrechte eingeräumt. Bis heute kämpfen die Aborigines für die Anerkennung ihrer Landrechte.