Medienüberflutung auf einer bedrohten Welt

Medienüberflutung auf einer bedrohten Welt

Was täglich auf uns einfließt ist nicht mehr verwertbar. Es ist Medienmüll. Kein Mensch ist mehr in der Lage all diese Informationen aufzunehmen. Und nebenbei gibt es noch massenweise Fakenews. Wie soll man die einordnen? Vielleicht ist das auch eine Frage der Bildung. Einfachere Menschen neigen diesen verlogenen Meldungen eher zu. Verschwörungstheorien gehören zu ihrem Alltag.

Ich persönlich vertraue den Medien weitgehend, auch dann, wenn sie gelegentlich unterschiedliche Analysen verbreiten. Aber da ich noch mehr zu tun habe als Zeitungen zu lesen oder fernzusehen, geht einiges an mir vorbei. Manchmal erfahre ich die Ergebnisse von Wahlen oder vom Sport erst nach Tagen. Kein Problem. Ich fühle mich trotzdem informiert und auf der Höhe der Zeit. Ich denke, man muss nicht immer dabei sein, wenn irgendwo ein Ereignis gefeiert wird, das morgen schon wieder vergessen ist. Von morgens bis abends werden wir mit Informationen zugeschüttet. 99 Prozent davon brauchen wir nicht. Sie gehen mir am Allerwertesten vorbei. Ich selbst gehörte einige Jahre der Medienclique an, die dafür verantwortlich war, die Welt über das Geschehen zu informieren. Ich war ein Journalist, aber ich hatte nie das Gefühl, etwas zu berichten, was nicht der Wahrheit entsprach. Trotzdem wurde von mir erwartet, täglich etwas zu berichten, ob es wichtig war oder nicht. Die Zeilen, die Sendungen mussten gefüllt werden. Das Wichtigste dabei ist die Überschrift. Sobald sie mit einem Fragezeichen endet, ist bereits die Neugier geweckt. Wer steckt hinter diesem oder jenem? Was erwartet uns, wenn…? Am Ende der Lektüre sind wir nicht schlauer als zuvor, stattdessen nur älter. Das ist gestohlene Zeit, und niemand ist dafür haftbar außer unserer Neugier. Ist es wirklich wichtig, ob Herr X Frau Y heiratet, welches Kleid sie trägt und wie teuer der Ring war, den er ihr bei der Verlobung über den Finger zog?

Kürzlich las ich, dass – obwohl immer mehr Druck­erzeugnisse auf den Markt kommen – immer weniger gelesen wird. Auch klassische Musik und klassisches Theater sind zu Nischenevents verkommen. Comedy ist angesagt, Witze, die beklatscht und danach sofort vergessen werden. Ihre Repräsentanten verdienen daran viele Millionen. Da erhebt sich die Frage: Welche Werte gelten denn noch? Ist Unterhaltung wichtiger als Bildung? Wenn Lachen zum wichtigsten Sinn des Lebens erklärt wird, dann gute Nacht! Millionen, nein, Milliarden Menschen haben nichts zum Lachen, geschweige denn zum Essen, zum Trinken, zum Leben. Irgendwann wird es wohl heißen, wir haben uns totgelacht. Was ist das für eine Welt in der wir leben? In der Türkei ist das freie Wort verboten oder führt direkt ins Gefängnis. Was ist los in Polen, in Ungarn, in Italien, in Frankreich und in Deutschland? Was bewirkt die Politik derzeit in der Welt? In Brasilien, in Mexiko und last not least in den USA? Die Antworte ist so schlicht wie bedrohlich: Die Welt ist so korrupt wie kriminell. Wahrscheinlich sind diese Eigenschaften die Voraussetzung, um in der Politik Erfolg zu haben. Es sind doch nicht mehr als ein paar Puppenspieler, die unsere Welt an ihren Fäden hält und sie drangsaliert. Und wir lassen sie gewähren. Wen wundert es noch, dass ganz normale Menschen mit Politik nichts mehr zu tun haben wollen? Wenn alles Lug und Betrug ist, was haben anständige Bürger dann noch damit zu tun? Die AfD hat das begriffen und sammelt all diese Betroffenen ein, verspricht ihnen eine neue heile Welt und weiß natürlich, dass auch all ihre Versprechungen Lügen sind. Noch genießt sie das Vertrauen vieler deutscher Bürger, aber ich bin sicher, ihre Entzauberung wird nicht mehr lange auf sich warten lassen. Warum? Weil Hass und Neid auf Benachteiligte kein Dauerthema sein kann, zumal es für dieses Thema überhaupt keine reale Basis gibt. Das wird sich in kurzer Zeit herausstellen. Und dann? Ich denke all jene Bürger, die den Lockvögeln der AfD auf den Leim gegangen sind, werden schnell merken, dass sich hinter all ihren Versprechungen nichts anderes verbirgt als dummes Geschwätz. Wir werden zurückfinden zu normalen Verhältnissen, und dafür brauchen wir normale Politiker, die antreten, um dem Staat und der Gesellschaft zu dienen statt ihren eigenen Interessen. Weltweit ist dies ein Problem. In vielen Ländern finden gerade jetzt Prozesse gegen Regierungs­chefs oder hohe Militärs statt, die sich offensichtlich persönlich bereichert haben. Auch hier, in meiner zweiten Heimat steht dieses Thema auf der Tagesordnung. Vielleicht finde ich ja auch unter den Lesern dieser Kolumne ein Dutzend Freunde, die mir ihre Millionen Baht teuren Uhren „leihen“. Das ist doch alles lächerlich, wenn es nicht so traurig wäre. Es geht um viel mehr. Es geht darum, in dieser Welt anständig zu leben und zu arbeiten. Es geht darum, unsere Welt, die von Umweltkatastrophen bedroht ist, die wir größtenteils selbst herbeigeführt haben, zu retten. Es geht vor allem um Verantwortung, die jeder Einzelne trägt. Es geht darum, wie jeder mit der Umwelt umgeht und wie jeder mit denen umgeht, die auf seine Hilfe angewiesen sind. Jeder von uns kann diese Welt ändern und verbessern, aber ich befürchte, jeder verlässt sich dabei auf die anderen. So wird daraus nichts, liebe Freunde. Wenn nicht jeder selbst begreift, dass er für diese Welt Verantwortung trägt, dann sollte er besser keine Kinder mehr zeugen. Noch lebt ein Teil der Welt im Wohlstand, genießt ihn auch ohne Skrupel, während der andere Teil der Welt darbt und Hilfsorganisationen erfolglos versuchen dieses Elend zu beenden. Meine Eltern waren Anti-Nazis. Ich bin überzeugter Pazifist. Mit mir kann man keinen Krieg führen. Aber wehrhaft werde ich bleiben, wo immer die Freiheit des Wortes, der Kunst und der Menschenrechte bedroht sind. Hätte nicht jeder von uns Veranlassung Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen? Oder geht es uns einfach zu gut? Ich empfehle diesen Ignoranten mal das „Tagebuch der Anne Frank“ zu lesen oder „Die Geschichte der weißen Rose“. Die Demokratie ist über viele Jahrhunderte schwer erkämpft worden. Tausende haben dafür ihr Leben geopfert. Ihnen sind wir schuldig, ihr Vermächtnis zu erhalten. Der Rechtsruck, der überall auf der Welt zu beobachten ist, ist gleichzeitig eine Bildungskrise. Zugemüllt mit lauter Banalitäten, erkennen viel nicht mehr, was von Bedeutung ist, erkennen nicht mehr wohin der Weg des Schwarms führt. Ich gebe mich keiner Illusion mehr hin. Wenn wir nicht bereit sind für Freiheit und Demokratie zu kämpfen, dann, Freunde, stellt schon mal den Sekt kalt. Es ist verdammt spät!

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Dracomir Pires 24.09.18 10:32
Reines Bashing eines Ex-Journalisten
Ich war in der Schweiz auch Journalist. Aber ich versuchte immer, die Fakten auf den Tisch zu legen und neutral, ausgewogen und natürlich sachlich zu informieren. Linke politische Propaganda wie "Die AfD weiss natürlich, dass all ihre Versprechungen Lügen sind" gehören auf den Müll und sind eines Journalisten unwürdig. Gerade mit solchen Fake-News werden wir leider täglich bombardiert ...
TheO Swisshai 24.09.18 10:22
Herbert S / Gleicher Meinung
Ich stimme Ihnen beim Gesagten absolut zu. Nur ist der "Ist"-Zustand jetzt nun mal nicht mehr zu ändern. Man kann es aber in Zukunft besser machen. Dafür muss man dem jetzigen Übel aber zu erst auf den Grund gehen und der Ursache der Flüchtlingsströme nachgehen. Nur so kann man das gleiche zukünftig vermeiden und allenfalls den Verursacher zur Rechenschaft ziehen. Bei den Flüchtlingen aus Kriegsgebieten wie Afghanistan, Libyen, Syrien und Irak, sind die Verantwortlichen relativ einfach zu erkennen, nämlich der Staat der einen anderen bombardiert, oder militärisch bekämpft. Bei den Wirtschaftsflüchtlingen wird es zugegebenermaßen einiges komplizierter. Allerdings sind vor der USA angeführten Intervention gegen Libyen, keine Afrikanischen Wirtschaftsflüchtlinge via Libyen nach Europa gekommen, dafür hatte Gaddafi gesorgt. Seither sticht der grösste Teil von dort in See. Thank you USA. Wieviele der von ihnen verursachten Flüchtlinge aus den genannten Ländern, hat die USA eigentlich aufgenommen ? Das war natürlich auch nicht geplant, die Flüchtlinge sollten wie vorgesehen in Europa für Unruhe sorgen, nicht in den USA.. Das Motto heißt ja, Amerika first .... und dann lang niemand mehr.