Massiver Stromausfall in Venezuela

Regierung spricht von Sabotage

Foto: epa/Miguel Gutierrez
Foto: epa/Miguel Gutierrez

CARACAS (dpa) - In ganz Venezuela ist Dunkelheit eingekehrt - schon wieder. Wie schon vor einigen Monaten macht die Maduro-Regierung einen Angriff auf ein Wasserkraftwerk verantwortlich. Der selbsternannte Interimspräsident Guaidó sieht das anders.

Erneut sind in Venezuela die Lichter ausgegangen. Von einem massiven Stromausfall ab Montagnachmittag (Ortszeit) waren nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Netblocks alle Bundesstaaten des südamerikanischen Krisenlandes betroffen. Das Telekommunikationsnetz sei zu 94 Prozent zusammengebrochen.

Die Regierung von Präsident Nicolás Maduro teilte mit, erste Hinweise deuteten auf einen elektromagnetischen Angriff auf das größte Wasserkraftwerk des Landes am Guri-Stausee hin. In den sozialen Netzwerken berichteten Nutzer am späten Abend aus mehreren Teilen des Landes, darunter die Hauptstadt Caracas, die Lichter seien wieder angegangen.

Bereits im März hatte die Regierung während eines mehr als 100 Stunden langen Stromausfalls in Teilen des Landes von Sabotage gegen das Kraftwerk gesprochen. Sie machte einen von der Opposition und den USA geplanten Cyberangriff verantwortlich. Die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen Sabotage gegen die Energieversorgung gegen den selbsternannten Interimspräsidenten Juan Guaidó. Im März gab es vier schwere Stromausfälle in Venezuela.

Die Opposition hingegen spricht von verschleppten Investitionen, Korruption und Missmanagement der Regierung. «Sie haben die Tragödie mit Rationierung im ganzen Land zu verheimlichen versucht, aber das Versagen ist offensichtlich: Sie haben das Stromnetz zerstört und haben keine Antworten», twitterte Guaidó am Montag. «Wir Venezolaner werden uns nicht an diese Katastrophe gewöhnen.»

Venezuelas staatliche Eisenbahngesellschaft teilte mit, der kommerzielle Zugverkehr sei eingestellt worden. Auch die U-Bahn in Caracas war nach Angaben des staatlichen Fernsehsenders VTV betroffen.

Glücklicherweise habe die Regierung nach den früheren «Aggressionen» Sicherheitsprotokolle beschlossen, die eine schnellstmögliche Wiederherstellung der Stromversorgung erlaubten, hieß es in der Mitteilung der Regierung, die der Informationsminister Jorge Rodríguez im Staatsfernsehen vorlas. Auch die Versorgung mit Trinkwasser und medizinischen Leistungen werde sichergestellt. Die Sicherheitskräfte würden für Frieden sorgen.

Seit Anfang des Jahres liefert sich Staatschef Maduro einen erbitterten Machtkampf mit dem Parlamentspräsidenten Guaidó. Zahlreiche Oppositionelle sitzen in Haft. Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, warf den Sicherheitskräften vor wenigen Wochen schwere Menschenrechtsverletzungen vor.

Außerdem leidet das einst reiche Land unter einer schweren Versorgungskrise. Aufgrund von Devisenmangel können kaum noch Lebensmittel, Medikamente und Dinge des täglichen Bedarfs eingeführt werden. Millionen Venezolaner sind bereits ins Ausland geflohen.

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Jan Müller 23.07.19 18:25
wenigstens ist der deutsche Botschafter Daniel Kriener seit Samstag wieder vor Ort