Neue Massenproteste im äußersten Osten Russlands - auch gegen Putin

Russische Polizisten eskortieren Verhaftung des Gouverneurs von Chabarowsk.Foto:epa/Maxim Schipenkow
Russische Polizisten eskortieren Verhaftung des Gouverneurs von Chabarowsk.Foto:epa/Maxim Schipenkow

CHABAROWSK: Im äußersten Osten Russlands haben am 16 Tag in Folge Tausende Menschen gegen die Inhaftierung des von Kremlchef Wladimir Putin entlassenen Gouverneurs demonstriert. Sergej Furgal werden mehrere Auftragsmorde vorgeworfen, viele Menschen halten diese Vorwürfe jedoch für konstruiert und sprechen von einem Racheakt des Kreml. Es sind die größten und längsten Proteste, seit Putin an der Macht ist. Am Sonntag versammelten sich in der Stadt rund 6000 Kilometer östlich von Moskau trotz eines Verbots erneut Menschen.

Sie riefen «Hände weg von Sergej Furgal!» und «Freiheit!». Auf Transparenten war auch zu lesen: «Putin tritt zurück!» und «Wir haben das Vertrauen in Putin verloren». Die Proteste dauern seit mehr als zwei Wochen an.

Am Samstag hatte es gleich zwei Aktionen - am Morgen und am Abend - in Chabarowsk gegeben. Dabei versammelten sich Beobachtern zufolge bis zu 100.000 Menschen - so viele wie an keinem Tag vorher. Die Verwaltung der Stadt mit den 600.000 Einwohnern hatte von nur 6500 Teilnehmern gesprochen. Die Opposition wies das als Falschinformation zurück. Es gab Videos von großen Menschenmengen.

Der übergangsweise vom Kreml eingesetzte Gouverneur Michail Degtjarjow stellte sich am Sonntag erstmals Bürgern der Region nahe der Pazifikküste. Er sei ebenfalls für einen offenen Prozess gegen seinen Parteikollegen, sagte Degtjarjow. «Wenn es unwiderlegbare Beweise gibt, sollten die Leute diese auch sehen können», sagte der Politiker.

Furgal und Degtjarow gehören zur Partei des Ultranatioalisten Wladimir Schirinowski, der das Verfahren für einen Racheakt des Kreml hält. 2018 hatte Furgal zum Ärger des Machtzentrums in Moskau die Wahl gegen den Kandidaten der Kremlpartei gewonnen. Zudem äußerte Schirinowski die Vermutung, dass Furgal verfolgt werde, weil er in der Region zunehmend Stimmung gegen den Kreml gemacht habe.

Proteste gab es auch in zahlreichen anderen Städten. In Moskau nahm die Polizei bei nicht erlaubten Solidaritätskundgebungen für die Chabarowsker mehr als 20 Menschen fest. Der Kreml und das Staatsfernsehen ignorieren die Proteste weitgehend.

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