Maschine soll Lügner erkennen

Die Sensoren messen Körperreaktionen, zum Beispiel die Menge Schweiß auf der Haut. Foto: Philipp Brandstädter/dpa
Die Sensoren messen Körperreaktionen, zum Beispiel die Menge Schweiß auf der Haut. Foto: Philipp Brandstädter/dpa

BERLIN: Sagt jemand die Wahrheit oder nicht? Das zu erkennen, ist manchmal schwer. Ein technisches Gerät soll es aber können: der Lügendetektor.

Zwei Männer sitzen in einem kleinen Raum an einem Tisch. Der eine Mann ist Polizist und stellt Fragen. Der andere Mann ist über Kabel mit einer Maschine verbunden: dem Lügendetektor. Der Mann ist nervös, schwitzt und stammelt beim Sprechen. Dann spuckt die Maschine ein Papier aus, auf dem eine Zick-Zack-Linie gedruckt ist. Daraus liest der Polizist: Der Kerl ist ein Lügner!

So eine Situation mit einem Lügendetektor ist manchmal in Krimis im Kino oder Fernsehen zu sehen. Tatsächlich gibt es sie auch in echt. Zum Beispiel benutzt die Polizei in den Vereinigten Staaten von Amerika auch diese Geräte, um Verbrechen aufzuklären.

Doch wie funktioniert ein Lügendetektor?

«Ein Lügendetektor kann mit mehreren Sensoren Körperreaktionen messen», erklärt der Psychologe Lars Michael. Er benutzt ähnliche Geräte manchmal für seine Forschung. «Das Gerät erfasst etwa den Herzschlag, Blutdruck, den Atem und die Leitfähigkeit der Haut.» Je mehr Schweiß auf der Haut ist, desto besser leitet sie elektrischen Strom. Das erkennt das Gerät mit seinen Sensoren.

Weil der Lügendetektor vieles gleichzeitig misst, wird er auch Vielschreiber oder Polygraf genannt. Das Wort Lügendetektor ist eigentlich auch nicht richtig. Denn die Maschine findet nicht heraus, ob jemand lügt. Sie zeichnet nur Signale des Körpers auf.

Diese Signale können aber Hinweise geben, ob jemand die Wahrheit sagt oder nicht. «Wenn wir lügen, müssen wir uns schnell eine Geschichte ausdenken», sagt Lars Michael. «Das erzeugt Stress, wodurch unter anderem unsere Haut stärker schwitzt.»

Für ein Verhör würde man einen mutmaßlichen Dieb mit einem Polygrafen verkabeln und ihm Fragen stellen. «Essen Sie gern Pizza?» oder «Waren Sie schon einmal im Zoo?» - solche Fragen sollten zunächst keinen Stress verursachen. Aber Fragen wie: «Sind Sie in das Haus eingebrochen?» oder «Haben Sie den Schmuck gestohlen?» könnten einen Dieb ins Schwitzen bringen, falls er die Tat verheimlichen will. Das würde das Gerät dann erkennen.

Richtig zuverlässig funktioniert der Lügendetektor aber nicht. Man kann schließlich auch schwitzen oder schneller atmen, ohne zu lügen. Außerdem: Geübte Lügner können die Sensoren austricksen, zum Beispiel indem sie es schaffen, extrem ruhig zu bleiben. Oder auch, indem sie sich stark anspannen, sich auf die Zunge beißen oder die Pobacken zusammenkneifen. Diese Anspannung würde Mess-Ergebnisse verändern.

Auch aus diesen Gründen werden die Polygrafen in Deutschland kaum benutzt. Hier gelten die gemessenen Körper-Reaktionen nicht als Beweis für eine Lüge. Ein Test am Polygrafen kann aber jemandem helfen, der unschuldig ist. Außerdem nutzen Fachleute solche Geräte für wissenschaftliche Tests.

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