Marie Versini ist tot: Als Winnetous Schwester zum Star

Die Französin, die als Winnetous Schwester Nscho-tschi das deutsche Publikum eroberte, starb am Montag, 22.11.2021 im Alter von 81 Jahren. Foto: Jutta Schweden/dpa
Die Französin, die als Winnetous Schwester Nscho-tschi das deutsche Publikum eroberte, starb am Montag, 22.11.2021 im Alter von 81 Jahren. Foto: Jutta Schweden/dpa

Bildschön, dicke schwarze Zöpfe und große dunkle Augen: Als Winnetous

Schwester Nscho-tschi eroberte Marie Versini das deutsche Publikum.


Nun ist die französische Schauspielerin gestorben.

PARIS: In den Armen von Old Shatterhand haucht die tödlich getroffene Nscho-tschi den Atem aus - mit einem Lächeln und einem Liebesgeständnis. Kaum ein anderer Filmtod hat bei den Deutschen einen so nachhaltigen Eindruck hinterlassen. In ihrer Rolle als Winnetous Schwester wurde Marie Versini in den 1960er Jahren über Nacht zum Star. Jahrelang war die Französin der Teenager-Liebling schlechthin. Am Montag ist die Schauspielerin gestorben, wie der Karl-May-Verlag in Bamberg unter Berufung auf die Familie am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur bestätigte.

Ihre Rolle war in Deutschland zeitlebens mit der legendären Karl-May-Filmserie verbunden - und untrennbar mit ihrem Leben. «Ich war Nscho-tschi. Und ich bin es immer noch, nur etwas älter», sagte sie 70-jährig in einem Interview. So trat sie noch 2016 in einer kleinen Rolle in einer TV-Neuverfilmung der Winnetou-Abenteuer als ältere Dame auf, die sich mit Karl May über die Gefahren einer Reise ins Indianergebiet unterhält. Ihrer 2003 veröffentlichten Autobiografie gab sie den Titel: «Ich war Winnetous Schwester: Bilder und Geschichten einer Karriere».

In dem Buch plaudert sie unterhaltsam über ihre Berufung zur Schauspielkunst, ihre Begeisterung für den deutschen Abenteuerschriftsteller Karl May und über ihren Mädchen-Wunsch, Winnetous Schwester zu spielen. Dass sie Jahre später vor der Kamera als Nscho-tschi in den Armen von Old Shatterhand (Lex Barker) sterbend «Ich liebe dich» hauchen würde, ahnte sie damals noch nicht. In den 1973 gestorbenen Hollywood-Star Barker hatte sich Versini während der Dreharbeiten zu «Winnetou 1. Teil» tatsächlich verliebt.

Die Schauspielerin wurde nach eigenen Angaben am 10. August 1940 in Paris geboren. Mit 17 Jahren wurde sie zum jüngsten Mitglied der renommierten Comédie-Française in Paris. Erstmals vor der Kamera stand sie 1956 in «Mitsou und die Männer», rund sieben Jahre später folgte ihr großer Erfolg in «Winnetou 1. Teil», der im Dezember 1963 in München Premiere feierte.

«Winnetou 1. Teil» war nach «Der Schatz der Silbersee» die zweite erfolgreiche Karl-May-Verfilmung. Nur stahl diesmal Versini ihren Partnern die Schau - auch ihrem Landmann Pierre Brice als Winnetou. Sie spielte in weiteren Karl-May-Filmen mit, wie in «Der Schut», «Im Reiche des silbernen Löwen» und erneut als Nscho-tschi in «Winnetou und sein Freund Old Firehand». Versini hatte die Werke von Karl May durch ihren Vater kennengelernt. Als Lehrer las er ihr die Abenteuergeschichten des deutschen Schriftstellers vor.

Zu ihrem Erfolg entscheidend beigetragen hat der deutsche Filmproduzent Horst Wendlandt. Er hatte Versini in der hochkarätig besetzten Filmkomödie «Das schwarz-weiß-rote Himmelbett» aus dem Jahr 1962 an der Seite von Thomas Fritsch gesehen. Er sei der Schlüssel zu ihrer Filmkarriere gewesen, sagte Versini.

Mit Nscho-tschi wurde Versini zum Teenager-Liebling. Über Jahre war sie der «Bravo»-Star Nummer 1. Sie gewann mehrmals den Goldenen sowie jeweils einen Silbernen und Bronzenen Otto der Jugendzeitschrift. Bei der Bambi-Verleihung 1967 gewann sie die silberne Trophäe.

In Frankreich wurde sie vor allem durch den Historienfilm «Brennt Paris?» bekannt. Hauptsächlich arbeitete sie jedoch in Deutschland. Bis in die 80er Jahre hinein trat sie noch in Fernsehproduktionen auf, darunter «Tante Emma» und «Die schöne Wilhelmine». Ihre schönste Rolle blieb für Versini jedoch die als Winnetous Schwester, wie sie zeitlebens sagte.

Später begann sie, Romane, Kinderbücher und Drehbücher zu schreiben. Von 1974 bis zu dessen Tod 2013 war sie mit dem Schriftsteller und Regisseur Pierre Viallet verheiratet. Teilweise wirkte sie in seinen Filmen mit wie in der 2010 erschienenen Collage «Hommage an Robert Schumann». Darin übernahm sie den Part der Frau des deutschen Komponisten und Dirigenten. Wie sie sagte, war diese Rolle neben der als Schwester des stolzen Apatschen-Häuptlings Winnetou ihre liebste Rolle. Versini starb nach Angaben auf der Webseite Marie-Versini.de in Guingamp in der Bretagne. «Sie dankt allen ihren Fans für ihre Freundschaft und Loyalität», hieß es dort.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Stefan Weilhartner 25.11.21 20:10
old schepperhemd wird traurig sein