Brüssel feiert deutsche Einheit

​Manneken Pis in Schwarz-Rot-Gold

Eine Lichtshow ist am Rathaus zur Feier des 30. Jahrestags der deutschen Einheit mit dem Titel
Eine Lichtshow ist am Rathaus zur Feier des 30. Jahrestags der deutschen Einheit mit dem Titel "Ein vereintes Deutschland in einem starken und vereinten Europa" zu sehen. Foto: Francisco Seco/Ap/dpa

BRÜSSEL: Ein belgisches Wahrzeichen in den deutschen Farben: Zum 30. Jahrestag der Wiedervereinigung hat die «Europa-Hauptstadt» Brüssel mit ihrer bekannten Statue Manneken Pis an die Überwindung der deutschen Teilung erinnert. Der urinierende Bronze-Knabe wurde am Samstag in ein schwarz-rot-goldenes Kostüm gehüllt. Außerdem bekam er zum Einheitsfeiertag eine Europa-Flagge in die Hosentasche gesteckt.

Die Aktion sollte die zentrale Rolle der europäischen Integration beim Ende des Kalten Krieges sowie Zusammenwachsen von Ost und West unterstreichen. Deutschlands Botschafter in Belgien, Martin Kotthaus, hatte das spezielle Kleidungsstück zuvor übergeben. «Nur im europäischen Rahmen war die Wiedervereinigung vorstellbar», sagte er.

Auf dem Oberteil von Manneken Pis war eine Linie zu erkennen, die die ehemalige deutsch-deutsche Grenze symbolisieren soll. Kotthaus sagte bei der Enthüllung, es sei eine Ehre, die Statue so ausstatten zu dürfen. Am Montag soll die Figur den Einheitsdress noch einmal tragen. Manneken Pis wird zu besonderen Anlässen häufig verkleidet.

Am Abend lief in der Brüsseler Innenstadt eine Multimedia-Show mit Lichtprojektionen auf der Fassade des Rathauses. Videos, Fotos, Texte sowie Musik von Karat («Über sieben Brücken musst du gehen»), den Scorpions («Wind of change») und Beethoven zeigten «Deutschland in Europa in all seinen Facetten». Belgiens neue Außenministerin Sophie Wilmès, die davor ihre erste Rede im Amt hielt, sagte: «Die Wiedervereinigung war der Anfang eines neues Kapitels - nicht nur in der Geschichte Deutschlands, sondern auch in der Geschichte Europas.» Es sei ein wenig paradox, dass das selbstverständliche, freie Reisen durch den Kontinent heute wegen der Corona-Krise eingeschränkt sei. «Dies ist ein Moment, in dem wir einmal darüber nachdenken können.»

Station gemacht hat am Rathaus auch die interaktive Kunstinstallation «Verschwindende Wand». Auf etwa 6000 Holzklötzchen stehen eingravierte Zitate bekannter Europäer, die das Goethe-Institut in mehreren lokalen Wettbewerben gesammelt hat. Besucher können die Klötze mitnehmen, so dass am Ende nur ein leeres Plexiglas-Gitter übrig bleibt - sinnbildlich für den Fall der Berliner Mauer. Die Installation wird während der laufenden deutschen EU-Ratspräsidentschaft in zehn europäischen Ländern gezeigt.

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