Mann enthauptet eigene Schwester

Garde der Polizei steht am Eingang eines Hauses in Kabul. Symbolfoto: epa/
Garde der Polizei steht am Eingang eines Hauses in Kabul. Symbolfoto: epa/

KABUL : Im Nordosten Afghanistans hat ein Mann seine eigene Schwester enthauptet. Die junge Frau habe am Wochenende in einer Polizeiwache Schutz gesucht, nachdem sie mit ihrem Freund von zuhause geflohen sei, sagte ein Polizeisprecher in der Provinz Badachschan am Dienstag. Das junge Paar wollte heiraten, hätte sich aber vor der Reaktion der Familie gefürchtet. Der junge Mann stamme aus einer ärmeren Familie und hätte keine Chance auf einen Heiratsantrag gesehen.

Ihr Bruder habe sie dann zwei Tage später von der Wache abgeholt und laut Polizei versichert, dass ihr nichts zustoßen würde. In der Nacht darauf tötete er sie jedoch und floh in ein Gebiet der militant-islamistischen Taliban. Die Provinzregierung machte der Polizei schwere Vorwürfe und kündigte an, den Fall zu untersuchen, wie der Chef des Provinzrats, Abdullah Nadschi Nasari, der Deutschen Presse-Agentur sagte. Der Freund stehe unter Polizeischutz, da er von der Familie der jungen Frau bedroht werde.

«Sie lief weg, um den Mann zu heiraten, den sie liebte», schrieb die Frauenrechtlerin Fausia Kufi am Montag auf Twitter. Weglaufen allein sei kein Verbrechen.

In traditionellen Gegenden stehen laut Menschenrechtlern viele Frauen immer noch unter strenger Kontrolle der Familie. Wenn junge und unverheiratete Paare ohne Erlaubnis die Familie verlassen, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen, gilt dies oft als «moralisches Vergehen». Laut einem Bericht der UN-Frauenkonvention im März werden in Afghanistan immer noch Frauen mit dem angeblichen Ziel, die Familienehre wieder herzustellen, getötet. Oft werde nicht über diese Morde berichtet. Die Täter blieben oft straffrei.

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Leserkommentare

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TheO Swisshai 07.05.20 09:33
@Klaus Wanner / Gottesknechte
Das tönt so als gäbe es in Ihren/unseren Religions- und Kulturkreisen keine abscheulichen Morde. Doch Fanatiker, Psychopathen, kaltblütige Mörder und Vergewaltiger gibt's leider überall auf der Welt und zwar unabhängig der Religionszugehörigkeit. Ein "christlicher" Mörder ist aus meiner Sicht genauso schlimm wie ein "muslimischer" Mörder. Erbarmungslos duzende Mitschüler zu erschießen, wie es in den USA Jahr für Jahr vorkommt, ist moralisch und physisch auch nicht besser wie seine Schwester umzubringen. Solche schrecklichen und tragischen Taten, als Ordnung aufrechterhalten, zu betiteln spricht nicht unbedingt für Sie, auch wenn es sarkastisch gemeint ist.
bert brecht 06.05.20 10:52
Ordnung halten!
schön, daß in vielenLändern noch deren jeweilige Ordnung aufrechterhalten wird. Sollte es dem jungen Scharfrichter im eigenen Land zu eng werden, ist er in DE jederzeit willkommen: deutsche Grüninnen/Linkinnen werden ihn sofort als "verstört Traumatisierter" einordnen u. sich liebevoll um den Kleinen kümmern